Bühnenreifer Prozess
Unglückskapitän Francesco Schettino wehrt sich gegen die Höchststrafe
Der Prozess findet im Theater statt, und gelegentlich ist die Verhandlung gegen Francesco Schettino bühnenreif. Aber die Chancen auf ein Happy End für den Kapitän, der die Costa Concordia auf den Felsen vor Giglio steuerte, sind gering. Ihm drohen 20 Jahre Haft.
Gelegentlich, in Prozesspausen, steht der 54-Jährige an der Bar des „Teatro moderno“ in Grosseto. Die Gerichtssäle der Provinzstadt waren zu klein, die Justiz buchte den Theatersaal, seit Juli wird verhandelt, der Prozess wird noch Monate dauern.
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Schettino ist auf freiem Fuß, muss mit Höchststrafe wegen fahrlässiger Tötung rechnen. Er behauptet, die Reederei habe den fatalen Kurs auf die Felsen vorgegeben. „Er ist der Herr an Bord“, sagen Reederei und alle Fachleute.
Die bisherigen Aussagen haben die Lage des Neapolitaners nicht verbessert. So schilderte die 26-jährige Domnica Cemortan aus Moldawien, dass sie auf der Brücke war zum Unglückszeitpunkt, und ja: „Wir hatten eine Affäre.“
Die Anklage will nachweisen, dass Schettino seinem Gschpusi imponieren wollte mit der dichten Vorbeifahrt an der Insel. Und Ende Dezember hörten die Beteiligten den Mitschnitt des berühmten Dialogs, bei dem sich Schettino als katastrophaler Katastrophenmanager entlarvt und Gregorio de Falco, der Hafenkommandant von Livorno, das Kommando übernahm.
Schettino wich aus, beschwichtigte, jammerte im Rettungsboot, bis es de Falco zu bunt wurde: „Vada a bordo, cazzo!“, etwa: „Geh an Bord, du Sack!“ Der Satz wurde zum geflügelten Wort. Im Prozess würdigten sich beide keines Blickes, der Mitschnitt des Dialogs machte Schettino durchaus nervös.
Und dann ist da die Aussage seines ersten Offiziers Ciro Ambrosio. Der ist mittlerweile zu einem Jahr und elf Monaten verurteilt, das Urteil ist aber nicht rechtskräftig: Als er vom Kurs hörte, den Schettino fahren ließ, da will er gesagt haben: „Das ist viel zu nahe, das ist verrückt.“ Unternommen hat der Offizier aber nichts.
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