Britische Inseln im Würgegriff des Wetters – Zehntausende ohne Strom

Seit zwei Monaten leiden die Menschen in Großbritannien und Irland unter Stürmen und heftigen Regenfällen. Die Schäden sind immens. Am Donnerstag waren 270 000 Haushalte ohne Strom.
London – Der warme Winter mit heftigen Stürmen und sintflutartigem Regen hält Großbritannien und Irland weiter im Würgegriff. Am Donnerstag waren 80 000 Haushalte in Großbritannien und sogar 190 000 in Irland ohne Stromversorgung, wie die Energieversorger in beiden Ländern mitteilten. Stürme mit Windgeschwindigkeiten von deutlich mehr als 100 Kilometern pro Stunde hatten in der Nacht zum Donnerstag Stromleitungen gekappt.
Im englischen Wiltshire starb nach Polizeiangaben ein älterer Mann. Er wollte Bäume beseitigen, die auf Stromleitungen gefallen waren – er erlitt offenbar einen Stromschlag. Weitere Menschen wurden bei Räumungsarbeiten verletzt. In Manchester wurde ein Mann von einer durch die Luft gewirbelten Zaunlatte bewusstlos geschlagen. Allein in Großbritannien gelten für 16 Regionen in drei Grafschaften ernste Sturmwarnungen, die Lebensgefahr für die Bewohner bedeuten können. Viele Menschen verließen ihre Häuser aus Furcht vor den Fluten - inzwischen stehen im Süden Englands große Flächen unter Wasser.
Mehrere Zugverbindungen in Großbritannien und Irland sind unterbrochen, nachdem Erdrutsche und Unterspülungen die Gleise unbenutzbar gemacht hatten. In einem Zug von London nach Edinburgh waren in der Nacht Hunderte Fahrgäste für Stunden eingeschlossen. Die Regenfälle halten bereits seit Anfang Dezember an. Im Januar wurde der Jahresbeginn mit der größten Niederschlagsmenge seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1910 verzeichnet.
Für die nächsten Tage sagen die Wetterexperten weitere Stürme und nochmals heftige Regenfälle voraus. In den betroffenen Regionen wächst die Kritik an der Regierung von Premierminister David Cameron. Der Regierungschef fährt täglich in die Krisenregionen in Südengland und Wales, um sich über den Stand unterrichten zu lassen. Am Dienstag hatte er erklärt, Geld spiele beim Kampf gegen das Unwetter inzwischen keine Rolle mehr. Verkehrsminister Patrick McLoughlin kündigte im Unterhaus an, die Regierung werde 61 Millionen Pfund (rund 74 Millionen Euro) für die Reparaturarbeiten ausgeben. Nach Auffassung der Labour-Opposition werden allein für die Bahn-Infrastruktur 118 Millionen Pfund gebraucht.