Boeing-„Dreamliner“: Leichtgewicht der Lüfte

Kohlefaser statt Aluminium – das macht die 787 von Boeing, den „Dreamliner“, um 20 Prozent leichter als andere Flugzeuge. Aber auch für Passagiere gibt es viele Verbesserungen.
von  Abendzeitung
er neue Überflieger: Der „Dreamliner“ 787 von Boeing startete gestern zum Jungfernflug – hier eine Computersimulation.
er neue Überflieger: Der „Dreamliner“ 787 von Boeing startete gestern zum Jungfernflug – hier eine Computersimulation. © dpa

NEW YORK - Kohlefaser statt Aluminium – das macht die 787 von Boeing, den „Dreamliner“, um 20 Prozent leichter als andere Flugzeuge. Aber auch für Passagiere gibt es viele Verbesserungen.

Es war eine schwere Geburt: Nach dreijähriger Verzögerung sollte am Dienstagabend (um 19 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) das neue Superflugzeug zum ersten Mal vom Boden abheben: die 787 „Dreamliner“ vom krisengeschüttelten Hersteller Boeing. Der Start fand im Boeing-Werk in Everett bei Seattle statt. Die Maschine, die in ihrer größten Version 330 Passagieren Platz bieten wird, stellt eine technische Revolution im Flugzeugbau dar. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums neue Flugzeug.

Was ist das besondere an der Boeing 787? Die Leichtbauweise: Der Rumpf der Maschine besteht fast vollständig aus Kohlefaser statt dem bisher üblichen Aluminium. Das bringt eine Gewichtsersparnis von 20 Prozent.

Wirkt sich das auf den Kerosin-Verbrauch aus? Dieser sinkt ebenfalls, nämlich um rund ein Fünftel – auch bedingt durch die neu entwickelten Triebwerke und bessere Aerodynamik. Der Verbrauch sinkt damit pro Passagier auf 2,6 Liter auf 100 Kilometer.

Wie wurde die Aerodynamik verbessert? Das Design von Flügeln, Leitwerk und Rumpf wurde nach den neuesten aerodynamischen Erkenntnissen entwickelt. Ein ursprünglich geplantes noch stromlinienförmigeres, sehr futuristisches Design wurde aber wieder verworfen.

Ist der „Dreamliner“ auch leiser als herkömmliche Flugzeuge? Ja, vor allem bei Starts und Landungen. Dazu wurde an der Hinterkante des Flugzeugs eine zickzackförmige Triebwerksverkleidung angebracht, die die heiße Abluft der Triebwerke und die Außenluft besser durchmischen soll.

Welche Neuerungen erwarten den Passagier? Vor allem eine bessere Aussicht. Die Fenster sind mit Abmessungen von 48 mal 28 Zentimetern größer als in jedem anderen Flugzeug. Die Kabinenbeleuchtung besteht ausschließlich aus Leuchtdioden, wodurch sich die Helligkeit individuell regeln lässt. Auch kann mit ihr der Tagesablauf sowie ein Nachthimmel mit Sternen simuliert werden. Wichtiger aber ist, dass Sensoren und intelligente Elektronik den Flug der 787 bei Turbulenzen ruhiger machen werden. Der Kabinendruck wird zehn Prozent höher als üblich sein, was dem Luftdruck in rund 1800 Metern über dem Meer entspricht – 600 Meter weniger als bisher. Die Luftfeuchtigkeit wird auf 15 Prozent verdreifacht, um das berüchtigte Austrocknen zu verhindern.

Welche Versionen des „Dreamliners“ gibt es? Insgesamt drei: Den meisten Platz bietet die 787-3 mit bis zu 330 Passagieren, hat aber eine relativ geringe Reichweite. Die 787-8 fasst 250 Passagiere und fliegt ohne Auftanken bis zu 15200 Kilometer. Die 787-9 hat sogar eine Reichweite von 15750 Kilometer und Platz für 290 Passagiere.

Warum hat sich der erste Start so verzögert? Der Erstflug muss seit September 2007 immer wieder verschoben werden. Zunächst gab’s Probleme mit der Montage und mit Zulieferern, dann einen Streik.

Kauft die Lufthansa den „Dreamliner“? Darüber ist noch keine Entscheidung gefallen, so eine Sprecherin des Konzerns zur AZ. Allerdings tendieren die Frankfurter nach Insiderinformationen derzeit eher zur Anschaffung des A380 von Airbus. Michael Heinrich

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