Bodenfelde: Sex war sein Motiv

Am Freitag wurde die getötete 14-jährige Nina aus Bodenfelde beerdigt. Am Samstag soll der 13-jährige Tobias beigesetzt werden. Der mutmaßliche Täter legte ein Geständnis ab.
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Jan o. hat am Freitag ein Geständnis abgelegt
dpa Jan o. hat am Freitag ein Geständnis abgelegt

BODENFELDE - Am Freitag wurde die getötete 14-jährige Nina aus Bodenfelde beerdigt. Am Samstag soll der 13-jährige Tobias beigesetzt werden. Der mutmaßliche Täter legte ein Geständnis ab.

Ein Kindersarg aus hellem Holz, darauf weiße Blumen, umringt von Kerzen. „We shall overcome“ singt die Trauergemeinde aus Bodenfelde – wir werden es schaffen. Es ist Ninas Lieblingslied. „Wir stehen völlig hilflos, verzweifelt und sprachlos vor der grausamen Tat und müssen von Nina Abschied nehmen“, sagt Pastor Mark Trebing am Freitag vor 500 Trauergästen bei der Beerdigung des 14-jährigen Mädchens. Nina war am 15. November nur einen Steinwurf von ihrem Elternhaus entfernt erwürgt und erstochen worden. Ihr Mitschüler Tobias (13) fünf Tage später.

Während Bodenfelde Abschied nimmt, gesteht Jan O. vor dem Haftrichter: Er habe Nina aus sexuellen Motiven umgebracht. In einem dreistündigen Verhör habe der vorbestrafte Arbeitslose die Morde „in vollem Umfang eingeräumt“, erklärte Staatsanwalt Hans-Hugo Heimgärtner.

Er beschreibt den Tathergang folgendermaßen: Jan O. habe Nina am Montagabend zwischen 7 und 8 Uhr zufällig getroffen – ganz nahe an dem kleinen Wäldchen, indem später die Leichen gefunden werden. Das Mädchen habe seine Annäherungsversuche abgewehrt. Sie schrie, als er sie zum Tatort zerrte, da habe er habe ihre Schreie verhindern wollen und sie gewürgt. Dann schlug er ihr gegen den Kopf, auch mit einem spitzen Gegenstand. Tobias habe er dann Tage später ermordet.

Der Junge sei zufällig in die Nähe von Ninas Leiche gekommen. Jan O. habe sich ertappt gefühlt und Tobias deshalb getötet. Auch ohne Geständnis haben die DNA-Spuren den 26-Jährigen längst überführt. An seiner Kleidung klebten Spuren von Tobias’ Blut.

Nach der Tat hatte der 26-Jährige noch im Internet damit geprahlt, ein „Mädchen geschlachtet“ zu haben. Jetzt werde er von Gewissensbissen geplagt, sagt sein Anwalt Markus Richter. Sein Mandant sei sich „der Tat bewusst“. Jan O. empfinde „Scham für seine Taten“. Der Anwalt des 26-Jährigen betonte zudem, dass sein Mandant zwischen den beiden Morden keine weiteren Straftaten begangen habe.

Eine Freundin von Jan O. erzählte in „Bild“, er habe schon früher Frauen bedrängt. Sein Umfeld beschreibt ihn als schüchternen Jungen, der gern eine Freundin gehabt hätte. Dann beginnt er gezielt im Internet zu suchen – nach jungen Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren.

In Bodenfelde stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: Wie kann es sein, dass Ninas Leiche eine Woche lang in Reichweite ihres Elternhauses gelegen hat, aber nicht von der Polizei gefunden wurde. Wäre der Mord an Tobias zu verhindern gewesen? Roger Fladung von der Polizei in Göttingen weist diese Anschuldigungen zurück: Die Beamten hätten intensiv und vorschriftsmäßig nach dem vermissten Mädchen gesucht.

Am Samstag müssen die Bodenfelder wieder Abschied nehmen. Dann wird Tobias beigesetzt. Nach der ursprünglichen Belegungsplan wären die Gräber in Sichtweite zu dem Wäldchen, in dem Nina und Tobias ermordet wurden. Doch die beiden werden mitten auf dem Friedhof beerdigt, an einem geschützteren Platz. Jetzt hoffen alle, dass wieder Ruhe einkehrt in dem Dorf, das unfreiwillig zum Schauplatz eines grausigen Verbrechens wurde. „Eine solche Tat kann man nicht einfach so wegwischen“, sagt Bürgermeister Hartmut Koch „Aber das Leben wird weiter gehen. Auch wenn es anders sein wird.“

J. Jauernig

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