Bluttat 6 Jahre lang geplant

Der 22-jährige Amokläufer, der in einer finnischen Berufsschule zehn Menschen tötete, hatte einen "grenzenlosen Hass auf alle Mitmenschen". Seine Tat plante er offenbar schon, seit er 16 war. Er nahm nicht nur Waffen mit auf seinen Amok-Trip, sondern auch Chemikalien und Brandbeschleuniger. Viele der Opfer sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
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Eine Verbeugung vor den Toten: Ein Mitschüler gedenkt vor einer Ansammlung von Kerzen den Opfern des finnischen Amokläufers.Fotos: AFP
az Eine Verbeugung vor den Toten: Ein Mitschüler gedenkt vor einer Ansammlung von Kerzen den Opfern des finnischen Amokläufers.Fotos: AFP

Der 22-jährige Amokläufer, der in einer finnischen Berufsschule zehn Menschen tötete, hatte einen "grenzenlosen Hass auf alle Mitmenschen". Seine Tat plante er offenbar schon, seit er 16 war. Er nahm nicht nur Waffen mit auf seinen Amok-Trip, sondern auch Chemikalien und Brandbeschleuniger. Viele der Opfer sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

KAUHAJOKI Am Tag danach herrschen im ganzen Land Trauer und Entsetzen. Der Amoklauf des 22-jährigen Matti Juhani Saari beschäftigte nicht nur das 14000-Einwohner-Städtchen Kauhajoki, in dessen Berufsschule neun Schüler, ein noch unbekannter Mann und schließlich der Attentäter selbst starben. In ganz Finnland sitzt der Schock tief – und die Erkenntnis, das die überaus laxen Waffengesetze des skandinavischen Staates möglicherweise Mitschuld an der Bluttat tragen.

In Finnland kommen laut einer Analyse des Genfer Hochschulinstituts für internationale Studien zufolge auf 100 Einwohner 56 Schusswaffen. Damit liegt das Land hinter den USA (90) und dem Jemen (61) weltweit auf Platz drei.

Deswegen will die Politik jetzt Konsequenzen ziehen. Regierungschef Matti Vanhanen forderte gestern strengere Waffengesetze. Die geltenden Bedingungen müssten deutlich verschärft werden, sagte er. So solle beispielsweise die Erlaubnis überprüft werden, kleinere Feuerwaffen ohne Auflagen im Hause zu haben.

Allerdings hatte die Regierung schon im letzten November – nach einem Amoklauf an einer Schule in Südfinnland mit acht Toten – eine solche Verschärfung angekündigt. Aber die Heraufsetzung der Altersgrenze für den Kauf von Schusswaffen von 15 auf 18 Jahre lässt weiter auf sich warten. Und ob strengere Waffengesetze die Tat von Kauhajoki tatsächlich hätten verhindern können, ist fraglich. Die halbautomatische Pistole hätte sich der schon länger volljährige Matti Juhani Saari ohnehin besorgen können.

Außerdem gehen ein Teil seiner Opfer auf das Konto von Brandbeschleunigern, die er mit in die Schule schleppte. Mit ihnen setzte er das Gebäude teilweise in Brand, einige der Schüler starben an einer Rauchgasvergiftung. Die Leichen seien zum Teil durch die von Saari eingesetzten Chemikalien so stark verkohlt, dass sie vorerst nicht identifiziert werden könnten, sagte der Leiter der Ermittlungskommission, Jari Neulaniemi.

Außerdem hatte der Berufsschüler seine Tat offenbar von langer Hand geplant. Bei der Durchsuchung seines Zimmers fanden die Ermittler Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass Matti Juhani Saari den Amoklauf sechs Jahre lang vorbereitet hatte – also erstmals als 16-Jähriger. Erschütternd auch das Material, in dem der Schüler seinen „grenzenlosen Hass auf alle Mitmenschen“ ausdrückte.

Der 22-Jährige war wegen von ihm erstellter Videoclips auf YouTube, auf denen er mit Handfeuerwaffen schießt, einen Tag vor der Tat von der Polizei befragt worden, die aber keinen Grund sah, ihn festzuhalten. Dies soll jetzt Gegenstand einer Untersuchung sein.

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