Blutbad in Eislingen: „Es war eine ganz normale Familie“

Andreas H. (18) steht im Verdacht, seine Familie erschossen zu haben – das Motiv ist aber unklar. Den Ermittlern gibt auch ein Einbruch in den örtlichen Schützenverein Rätsel auf. Hatte der Täter die Waffen von diesem Raub?
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Die Spurensicherung am Tatort: Andreas H. hatte seine Familie tot aufgefunden.
dpa Die Spurensicherung am Tatort: Andreas H. hatte seine Familie tot aufgefunden.

Andreas H. (18) steht im Verdacht, seine Familie erschossen zu haben – das Motiv ist aber unklar. Den Ermittlern gibt auch ein Einbruch in den örtlichen Schützenverein Rätsel auf. Hatte der Täter die Waffen von diesem Raub?

EISLINGEN Andreas H. ist scheinbar ein ganz normaler Junge. Seine Mitschüler beschreiben den 18-Jährigen aus Eislingen (nahe Stuttgart) als nett und hilfsbereit, er spendete freiwillig Blut, veranstaltete Diavorträge über seine Wanderung am Jakobsweg – und er steht im Verdacht, seine Familie brutal ausgelöscht zu haben.

Am Karfreitag rief Andreas H. aufgelöst das Rote Kreuz an und berichtete, er habe seinen Vater, den Heilpraktiker Hansjürgen H. (57), seine Mutter Ilse (55) und seine beiden Schwestern Annemarie (22) und Ann-Christin (24) erschossen aufgefunden – sie lagen im Flur, im Dachgeschoss, im Bad, durchsiebt von Kugeln. Er selbst habe bei einem 19-Jährigen Freund übernachtet und sei erst gegen 11 Uhr im elterlichen Haus eingetroffen.

Verdächtig wegen der "Gesamtumstände der Tat"

Bald machte sich bei der Polizei aber ein schrecklicher Verdacht breit: Sie verhafteten Andreas H. und dessen Freund. Laut Polizei sind die beiden wegen der „Gesamtumstände der Tat“ verdächtig:

- Im ganzen Haus gab es keine Einbruchsspuren. Auch die Lage der Leichen weist nach Aussage der Polizei darauf hin, dass die Opfer nicht überrascht wurden: „Es muss jemand gewesen sein, der der Familie bekannt war“, sagt Polizeisprecher Rudi Bauer.

- Der Verdächtige war Mitglied im örtlichen Schützenverein „SGi Eislingen“ und schoss dort in verschiedenen Gewehrklassen – unter anderem mit Kleinkaliberwaffen. Mit Kleinkaliberwaffe wurde auch Familie H. ermordet. Am Samstag hatte der Schützenverein das Bild und den Namen von Andreas H. von der Internetseite gelöscht.

- Im vergangenen Oktober brach jemand in den Schützenverein ein und stahl mehr als 20 Waffen – bis heute fehlt vom Dieb jede Spur. Kriminaltechniker überprüfen nun, ob das Kaliber der Tatwaffe mit den gestohlenen Waffen übereinstimmt.

Bislang sind die beiden nicht aufgefallen

Die beiden Verdächtigen bestreiten die Tat und haben inzwischen Anwälte eingeschaltet. Die 30-köpfige Polizei-Sonderkomission „Familie“ steht vor einem großen Rätsel. Schließlich hat Andreas H. kein Motiv: Zwar hatte er sich öfters mit seinem Vater gestritten, dabei ging es aber um Alkohol oder spätes Wegbleiben am Abend – Themen, über die sich jeder 18-Jährige ab und zu mit seinen Eltern zofft.

Bislang waren weder er noch sein ebenfalls festgenommener Freund bei der Polizei aufgefallen. „Es war eine ganz normale Familie“, sagt Polizeisprecher Bauer. Eine ganz normale Familie – bis zum Karfreitag.

kasa

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