Blackout im Winter? "Bitte bloß nicht in Panik verfallen"

München - AZ-Interview mit Robert Schmitt: Der Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks (MHW) gibt auch Überlebens-Selbsthilfe-Kurse für die Bevölkerung.

AZ: Herr Schmitt, wie wahrscheinlich ist ein Strom-Blackout im Winter?
ROBERT SCHMITT: Experten sagen, dass ein solches Szenario möglich ist. Die wahre Gefahr sind dabei mögliche Anschläge auf die kritische Infrastruktur, wie man es jetzt bei der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines gesehen hat. Dann kann es zu überregionalen, großflächigeren Blackouts kommen. Kleinere, regionale Stromausfälle - und die sind wohl wahrscheinlicher - wären leichter zu händeln.
Sollte sich jeder Einzelne auf den Worst Case vorbereiten?
Wichtig ist, jetzt bloß nicht in Panik zu verfallen und sich stattdessen mit dem Thema zu beschäftigen. Hauptsache, man hält zusammen und hilft sich gegenseitig.
So bereitet man sich auf den Worst Case vor
Worauf kommt es also an?
Wir empfehlen, sich mit Lebensmitteln und Wasser für zwei Wochen auszustatten, sodass man in dieser Zeit dann autark und ohne Hilfe von außen gut leben kann. Das entlastet im Krisenfall Einsatzkräfte und das System. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz informiert über genauere Mengenangaben in der Liste "Für den Notfall vorsorgen" (bbk.bund.de).
Was droht im Ernstfall noch?
In so einem Krisenfall funktioniert die Toilettenspülung nicht mehr, man bekommt beim Supermarkt nichts mehr zu essen, auch Benzin ist dann Mangelware. Deshalb sollte man immer einen vollen Tank im Auto haben. Und zudem ein Radio, das mit Batterie betrieben wird, sodass man Zugang zu Informationen hat. Auch wichtige Medikamente oder einen Verbandskasten sollte jeder daheim haben.
"Die Menschen laufen uns gerade die Bude ein"
Das Medizinische Katastrophen-Hilfswerk bietet seit 2009 Selbsthilfe-Kurse zu dem Thema an. Sind die aktuell sehr gefragt?
Ja, wir sind gerade die Einzigen und machen das ehrenamtlich. Wir würden uns wünschen, dass es noch mehr solcher Angebote gibt und diese auch staatlich bezuschusst werden. Denn die Menschen laufen uns gerade die Bude ein. Der letzte Kurs war innerhalb einer Stunde ausgebucht. Sie sind nicht unbegründet in Sorge. Und es ist wichtig, dass man sich praktisch mit den Überlebenstechniken auseinandersetzt, etwa mit alternativer Trinkwassergewinnung oder Bevorratung. Das gelingt schon mit einfachen Mitteln. Und wenn man die kennt, hat man auch keine Angst mehr.