Blackbox: Die Katastrophen-Kiste

München - Die Blackbox. Auf ihr ruhen die Hoffnungen, doch noch zu erfahren, was genau an Bord von Flug MH370 geschah, ehe die 239 Passagiere starben. Er steckt in der Boeing – und viele Menschen fragen sich, warum das Gerät eigentlich kein Signal sendet, das die Helfer auf die Spur des Flugzeugs bringen könnte.
Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen ein Trümmerfeld im Indischen Ozean mit 122 Teilen, wie der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein gestern berichtete. „Wir müssen betonen, dass wir nicht wissen, ob diese Objekte zu Flug MH370 gehörten.“
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Noch ist keines der möglichen Bruchstücke geborgen worden. Und Australiens Premierminister ließ durchblicken, dass die Suche nicht ewig fortgesetzt werden kann.
Dass noch Überlebende gefunden werden, wird mittlerweile ausgeschlossen. Allerdings wartet die Welt auf eine Antwort auf die Frage: Warum nahm das Flugzeug am 8. März diesen Weg? Antworten kann nur der Flugschreiber liefern. Darum hat die Suche nach ihm bei den Crews der zwölf Suchflugzeuge und zwei Schiffe höchste Priorität.
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Der Flugschreiber – in der Regel 50 Zentimeter lang und rund 20 Zentimeter breit und hoch – ist das Herzstück des Flugzeugs. Er besteht aus zwei Boxen. Die eine ist ein „Cockpit Voice Recorder“, der auf unterschiedlichen Kanälen Tonaufnahmen aus dem Cockpit aufnimmt. „Die letzten 120 Minuten werden gespeichert“, sagt Jens Friedemann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig. „Aufgezeichnet werden die Tonspuren der Mikrofone der Piloten und die Geräusche im Cockpit.“
Die zweite Box, der Flugdatenschreiber, zeichnet nur technische Parameter auf. „Höhe, Geschwindigkeit, Drehzahlen, sämtliche Warnungen, mögliches Feuer, Aufprall auf dem Wasser, und vieles mehr. Bis zu 1000 Parameter aus den vergangenen 25 Stunden werden erfasst“, sagt Friedemann.
Diese beiden Speicherboxen bilden die Blackbox. „Das Gehäuse ist aus einem besonders gehärteten Material, das die Speicher vor starkem Aufprall, Druck, Kälte, Hitze oder auch Wasser schützt. Darum kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass man die Daten, egal wo die Blackbox liegt, auswerten kann“, erklärt der Experte.
Die Blackbox ist mit unterschiedlichen Sendern ausgestattet, die je nach Aufprall an Land oder im Wasser ausgelöst werden.
„Wenn die vermisste Boeing wirklich ins Meer gestürzt ist, dann wurde bei der Blackbox automatisch der ’Underwater Locator Beacon’, der ULB, ausgelöst“, so der BFU-Sprecher.
Der ULB ist mit einer Batterie mit einer Mindestlaufzeit von 30 Tagen ausgestattet und soll – sobald das Flugzeug im Wasser gefunden wurde – die Sucher zur Box führen. „Aus dem Grund sendet der ULB auch nur rund 2000 Meter weit“, sagt Friedemann. Die Blackbox ist also nicht dazu da, das Flugzeug, egal wo es im Ozean liegt, zu orten. „Erschwert wird die Suche nach dem Kasten natürlich auch, wenn durch Hindernisse die Funkwellen nicht in vollem Umfang gesendet werden können“, sagt er.
„Natürlich fragen sich viele, warum für diesen Fall kein Sender am Flugzeug ist, der wie ein Livestream alle technischen sowie die Audiodaten an eine Zentrale sendet“, so Friedemann. Aber genau das sei Zukunftsmusik. „So etwas ist wahnsinnig teuer. Außerdem müssen die Daten aller Flüge irgendwo verarbeitet werden. Bisher gab es nicht die Veranlassung dazu, permanent alle Flüge der Welt zu dokumentieren.“
Wohl auch, weil Flugunfälle grundsätzlich sehr selten vorkommen. Und noch viel seltener stürzen Flugzeuge über einem Ozean ab, ohne jegliche Informationen vorher hinterlassen zu haben.
Vielleicht wird die Katastrophe um den Flug MH370 dazu führen, dass diese Standards geändert werden. Damit sich so ein Geisterflug nie wieder ereignet.