Bio oder Discounter? Der große Hackfleisch-Test

Hackfleisch steht bei den Deutschen hoch im Kurs, doch nur die Hälfte aller Produkte bekommt von Stiftung Warentest ein „gut“. Die AZ hat sich die Ergebnisse genauer angeschaut.
von  Verena Lehner
Auf rohes Hack sollte wenn möglich verzichtet werden.
Auf rohes Hack sollte wenn möglich verzichtet werden. © ho

Hackfleisch steht bei den Deutschen hoch im Kurs, doch nur die Hälfte aller Produkte bekommt von Stiftung Warentest ein „gut“. Ist Bio wirklich besser? Die AZ hat sich die Ergebnisse genauer angeschaut.

München - Ob als Fleischpflanzerl oder in der Nudelsoße – Hackfleisch ist ein Klassiker und ein Verkaufsschlager in jeder Fleischwarenabteilung. Am liebsten mögen es die Deutschen „halb und halb“ – halb Rind, halb Schwein, damit’s nicht zu trocken wird.

„Halb und halb“ trifft diesmal auch auf die aktuellen Testergebnisse von Stiftung Warentest zu. 21 Hackfleischprodukte wurden getestet – darunter abgepacktes und frisches von der Fleischtheke. Gerade einmal knapp die Hälfte bekam ein „gut“. Der Test im Überblick:

Das Gesamturteil

Wie aus dem aktuellen Testbericht hervorgeht, bekamen zehn der insgesamt 21 Produkte ein „gut“. Das sind:

Bio+ (Vion Convenience)

Aldi (Nord)/Gut Bio

Packlhof

Lidl/Biotrend

Kaufland/Purland

Aldi Süd/Mülller Fleisch

Lidl/Landjunker

Edeka

Real/Der Metzgermeister

Kaiser’s Tengelmann/ Birkenhof

Ein „befriedigend“ gab es für:

Eberswalder

Netto/Gut Ponholz

Aldi Süd/Müller Fleisch

Edeka/Gut&Günstig

Aldi (Nord)/Bauernglück

Karstadt Feinkost/Perfetto

Gerade einmal mit „ausreichend“ bewertet wurden:

Gal. Kaufhof/Lust auf Genuss

Rewe /ja!

Penny/Mühlenhof

Norma/Gut Bartenhof

Dennree/Königshofer

Die Testsieger

Obwohl die Tester kein einziges Mal ein „sehr gut“ vergeben haben, gibt es trotzdem zwei eindeutige Testsieger. „Saftiges Mundgefühl, kräftig aromatischer Fleischgeschmack und -geruch“, so fällt das Urteil für das tagesfrische Sieger-Hackfleisch von der Theke bei Edeka (4,50 Euro pro Kilo) aus. Das beste abgepackte Hackfleisch ist von Bio+.

Das Urteil

Es ist ebenfalls geschmacklich sehr gut, mit zwölf Euro je Kilo aber auch recht teuer.

Die Keimbelastung: Roh haben die Tester kein einziges der Hackfleisch-Produkte verkostet – eine gute Entscheidung, wie die Laborergebnisse ergaben. Denn jedes zweite Hackfleisch-Päckchen enthielt krankmachende Keime, darunter zum Teil auch antibiotikaresistente Exemplare. Tipp der Tester: Auf rohes Hack, beispielsweise als Mettbrötchen, am besten verzichten. Ein Biohackfleisch fällt dabei deutlich aus der Reihe – im Übrigen eines der teuersten Produkte im Test: Königshofer von Dennree für 14 Euro pro Kilogramm. Darin entdeckten die Prüfer eine deutlich erhöhte Anzahl von potenziell krankmachenden E.coli-Bakterien.

Keimbelastet war auch das Hackfleisch von der Bedientheke bei Galeria Kaufhof. Es enthielt auffällig viele zu Verderb führende Enterobakterien.

In vier Produkten fanden sich Salmonellen

Die Höhe der Belastung durch die beiden Keime lagen jeweils in der Nähe des Warnwertes der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM). Sie können unter anderem auf mangelnde Hygiene bei der Produktion hinweisen. Die Keimbelastung der beiden Sieger-Produkte wurde übrigens als unauffällig eingestuft.

Salmonellen-Alarm: Salmonellen können schon in kleiner Anzahl krank machen und sollten in Lebensmitteln gar nicht vorkommen. Die Prüfer fanden aber Salmonellen in allen vier untersuchten Proben des Hackfleischs von Norma/Gut Bartenhof. Es schneidet mikrobiologisch am schlechtesten ab und gehört auch insgesamt mit einem nur ausreichenden Qualitäts-Urteil zu den vier schlechtesten Produkten.

Hackfleisch am besten niemals roh essen

Verkauft werden darf es trotz Salmonellen. Denn sie sterben beim gründlichen Durchbraten (wenigstens zwei Minuten bei mindestens 70 Grad Celsius) ab. Vom Fleisch geht dann keine Gefahr mehr aus.

Auf allen Fertigpackungen im Test steht auch: „Nicht zum Rohverzehr geeignet“ oder „Nur durchgegart verzehren“. Diesen Hinweis sollte jeder ernst nehmen, wie der Test zeigt. Abgepackt oder frisch? Neben abgepackten Produkten nahmen die Prüfer auch Hackfleisch von Bedientheken im Supermarkt, das für den Verzehr am gleichen Tag bestimmt ist, unter die Lupe. Geschmack, Geruch und die Fleischqualität waren bei der tagesfrischen Ware im Schnitt besser als bei der abgepackten. Das haltbare, in Plastik abgepackte Hackfleisch im Test enthielt dagegen durchschnittlich weniger Keime als das tagesfrische – Ausreißer gab es jedoch in beiden Gruppen.

Ist bio besser? Nicht nur einer der beiden Testsieger ist ein Bioprodukt. Auch die meisten anderen Bioprodukte überzeugen laut Stiftung Warentest. Bei abgepacktem Hack liegen gleich vier vorn: Bio+, Gut Bio von Aldi (Nord), Packlhof sowie Biotrend von Lidl.

Der Test zeigt: Es kann sich lohnen, beim Discounter zu Biohack zu greifen – die konventionellen Produkte von Aldi (Nord) und Lidl schneiden schlechter ab.

So wurde getestet: Getestet wurden 21 Mal gemischtes Hackfleisch, davon fünf Mal frisches von der Fleischtheke und 16 Mal abgepackte Produkte, davon waren sechs bio. Geprüft wurde im September 2014. Fünf geschulte Prüfer beurteilten das Hackfleisch unter anderem nach Aussehen und Geruch im Rohzustand und im gebratenen Zustand – dazu wurde das Hackfleisch in einer Pfanne zehn Minuten gebraten.

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