Bilder: So wütete Sturm "Christian" über Deutschland
Mit bis 170 Kilometern pro Stunde und mehr tobte der Orkan „Christian“ über Teile Europas. Die Folgen: Viele Tote, stillstehende Züge und Flugzeuge sowie Hunderttausende Haushalte ohne Strom.
Berlin – Mindestens 14 Tote, hohe Schäden und vielerorts Verkehrschaos sind die vorläufige Bilanz der ersten Herbststürme des Jahres in Europa. Bäume knickten um, Züge standen still und der Flugverkehr war gestört. In Deutschland starben seit Sonntag sieben Menschen durch Sturmböen von mancherorts mehr als 170 Kilometern pro Stunde. Großbritannien registrierte am Montag vier Todesopfer, die Niederlande, Frankreich und Dänemark je eines.
Tief „Burkhard“ und Orkan „Christian“ hatten von Westen her Regenfälle und Orkanböen bis Stärke zwölf über Teile Europas gebracht. In Norddeutschland herrschte ein Bahn-Chaos. Lastwagen kippten auf die Straßen, Flugzeuge mussten am Boden bleiben. In Frankreich und Großbritannien waren Hunderttausende Haushalte ohne Strom.
Nachdem „Christian“ in der Nacht zu Montag in Großbritannien gewütet hatte, zog das Orkantief am Tag nach Deutschland. Vor allem der Norden wurde hart getroffen. Spitzenreiter bei den Sturmgeschwindigkeiten war dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge St. Peter-Ording in Schleswig-Holstein mit 173 Stundenkilometern. Der Wetterdienst mminternational – vormals Meteomedia – registrierte auf Helgoland sogar 191 Kilometer pro Stunde und ein „Allzeitrekord“ für die Nordsee und Helgoland. „Das Schlimmste ist jetzt aber durch“, meinte ein DWD-Meteorologe mit Blick auf Deutschland.
Ein Autofahrer und ein Mädchen wurden am Montag in Gelsenkirchen getötet, als ein Baum auf ihren Wagen fiel. Auch auf einer Landstraße in Niedersachsen wurde eine Autofahrerin vom Baum erschlagen, ebenso wie ein Mann in Flensburg. Ebenfalls in Schleswig-Holstein wurde eine Frau, die im Garten abgefallene Äste aufhob von einer umstürzenden Mauer getötet. Bereits am Sonntag war in einem See in der Nähe von Köln ein Segler gestorben, nachdem er mit seinem Boot gekentert war. Bei Sundern im Hochsauerlandkreis ertrank am gleichen Tag ein Angler, weil sein Boot vermutlich umgekippt war.
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In Norddeutschland gab es im Bahnverkehr erhebliche Behinderungen, nördlich der Linie Dortmund-Hannover-Berlin fuhren am frühen Abend kaum noch Züge: Besonders schlimm traf es Schleswig-Holstein, wo reihenweise Bäume umknickten und ab dem Nachmittag der ganze Regionalverkehr zum Erliegen kam. Wie ein Bahn-Sprecher ankündigte, müssen auch am Dienstag noch einige Strecken gesperrt bleiben. Wie viele Züge genau betroffen waren, war zunächst unklar. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden die Verbindungen eingeschränkt.
Am Flughafen Düsseldorf fielen am Montag mehrere Flüge aus. Auf dem Hamburger Flughafen konnten rund 1500 Passagiere an Bord von 15 gelandeten Maschinen zunächst nicht aussteigen. Die Kapitäne öffneten aus Sicherheitsgründen ihre Flugzeuge nicht. Um 14.45 Uhr musste die Abfertigung für etwa zweieinhalb Stunden eingestellt werden. Mehrere Flüge in die Hansestadt wurden gestrichen.
In Thüringen kam am Mittag auf der Autobahn 71 zwischen Ilmenau-West und Gräfenroda in beide Fahrtrichtungen der Verkehr zum Erliegen. Bei starkem Wind mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde hatten sich zuvor mehrere Lastwagen quergestellt. Auch der Verkehr auf der A2 in Niedersachsen bei Helmstedt war zeitweise lahmgelegt.
Für die nordfriesische Küste und das Elbegebiet im Norden gab das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine Sturmflutwarnung heraus.
Der erste Herbststurm des Jahres zieht laut DWD nach Osten ab und sorgt für eine leichte Wetterberuhigung. Im Laufe der Woche soll der Wind bundesweit abflauen. Lediglich an der See muss noch mindestens bis zum Mittwoch mit stürmischen Böen gerechnet werden.