Bilder: So vergammeln die Olympia-Sportstätten in Rio

Hier jubelten 15.000 Zuschauer, nun verrostet das leere Schwimmbecken im Olympiapark, die kunstvolle Außenhülle des Schwimmstadions ist zerrissen und die Fetzen wehen traurig im Wind – nicht der einzige traurige Anblick in Rio de Janeiro.
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Sperrmüll im Hof vor den Arenen Carioca 1, Carioca 2 und Carioca 3 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Sperrmüll im Hof vor den Arenen Carioca 1, Carioca 2 und Carioca 3 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Ein Besucher läuft im Olympiapark in Rio de Janeiro (Brasilien).
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Ein Besucher läuft im Olympiapark in Rio de Janeiro (Brasilien).
Jugendliche sitzen vor der Arena do Futuro (Zukunftsarena) in Rio de Janeiro (Brasilien). Hier fanden die Handballwettkämpfe statt.
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Jugendliche sitzen vor der Arena do Futuro (Zukunftsarena) in Rio de Janeiro (Brasilien). Hier fanden die Handballwettkämpfe statt.
Die Arena Carioca 3 am in Rio de Janeiro (Brasilien). Hier fanden die Fechten- und Taekwondo-Wettkämpfe statt. Der Fußboden ist schon abgezogen.
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Die Arena Carioca 3 am in Rio de Janeiro (Brasilien). Hier fanden die Fechten- und Taekwondo-Wettkämpfe statt. Der Fußboden ist schon abgezogen.
Die Olympia-Schwimmhalle in Rio de Janeiro (Brasilien). Vor einem halben Jahr glänzte hier noch US-Schwimmhalle Michael Phelps.
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Die Olympia-Schwimmhalle in Rio de Janeiro (Brasilien). Vor einem halben Jahr glänzte hier noch US-Schwimmhalle Michael Phelps.
Ein verwahrloster Flur in der Arena Carioca 1 am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Ein verwahrloster Flur in der Arena Carioca 1 am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Der Ingenieur Andre Araujo (44) und seinen Sohn Arturo (10) besuchen am 18.02.2017 erstmals den Olympiapark seit den Spielen. «Das ist unglaublich traurig, wofür haben wir jetzt diese absurd großen Arenen?», sagte Andre.
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Der Ingenieur Andre Araujo (44) und seinen Sohn Arturo (10) besuchen am 18.02.2017 erstmals den Olympiapark seit den Spielen. «Das ist unglaublich traurig, wofür haben wir jetzt diese absurd großen Arenen?», sagte Andre.
Die Arena Carioca 1 am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien). Hier fanden die Basketball-Spiele während Olympia statt, die Halle wird heute nicht mehr genutzt.
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Die Arena Carioca 1 am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien). Hier fanden die Basketball-Spiele während Olympia statt, die Halle wird heute nicht mehr genutzt.
Die frühere Olympia-Tennishalle am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Die frühere Olympia-Tennishalle am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Ein Zaun vor der Arena Carioca 1 am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Isaac Risco-Rodriguez/dpa 15 Ein Zaun vor der Arena Carioca 1 am 18.02.2017 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Ein Pool im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien, aufgenommen am 15.02.2017. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Georg Ismar/dpa 15 Ein Pool im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien, aufgenommen am 15.02.2017. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Ein Hochhausblock im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien, aufgenommen. An den Balkonen sind noch die Fahnen der chinesischen Delegation befestigt. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Georg Ismar/dpa 15 Ein Hochhausblock im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien, aufgenommen. An den Balkonen sind noch die Fahnen der chinesischen Delegation befestigt. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Eine Straße im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien, aufgenommen. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Georg Ismar/dpa 15 Eine Straße im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien, aufgenommen. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Blick aus einer zum Verkauf stehenden Wohnung im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Georg Ismar/dpa 15 Blick aus einer zum Verkauf stehenden Wohnung im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
Der verwaiste Eingangsbereich im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.
dpa 15 Der verwaiste Eingangsbereich im Olympiadorf von Rio de Janeiro, Brasilien. Hier stehen über 3000 Apartments zum Verkauf, der Verkauf verläuft aber schleppend.

Hier jubelten 15 000 Zuschauer US-Schwimmer Michael Phelps zu, der seine Bilanz auf 23 olympische Goldmedaillen schraubte. Nun verrostet das leere Schwimmbecken im Olympiapark, die kunstvolle Außenhülle des Schwimmstadions ist zerrissen und die Fetzen wehen traurig im Wind – nicht der einzige traurige Anblick in Rio de Janeiro.

Rio de Janeiro - Ein Sinnbild des tristen Rio2016-Erbes. Samstags und sonntags ist der Olympiapark für Besucher geöffnet, eine Plastersteinwüste mit geschlossenen Arenen. In zwei Stunden sieht man vielleicht ein gutes Dutzend Besucher. Der Ingenieur Andre Araujo (44) wohnt in der Nähe, er besucht mit seinem Sohn erstmals den Park seit Olympia. "Das hier ist alles verwahrlost. Das wird für nichts benutzt", zeigt er sich ob des schlechten Zustands erschüttert. "Das ist unglaublich traurig, wofür haben wir jetzt diese absurd großen Arenen?" Eigentlich dürfte man auch in die Schwimmarena nicht rein, aber selbst für ausreichend Wachleute fehlt offensichtlich das Geld.

Bürgermeister: "Es wird keine weiße Elefanten geben"

Der Macher der ersten Olympischen Spiele in Südamerika, der inzwischen abgetretene Bürgermeister Eduardo Paes, hatte betont: "Es wird keine weiße Elefanten geben". Sprich Stadien, die nach Olympia vor sich hingammeln. Als abschreckende Beispiele zeigte er völlig verwahrloste Stadien und die Kanustrecke in Athen. Er stellte schicke Powerpoint-Präsentationen vor, was aus dem Olympiapark im Stadtteil Barra werden wird. Es sollten mehrere Beachvolleyballfelder auf dem großen Areal entstehen, die Arena Carioca 3 (hier fanden Fechten und Taekwondo statt) in eine Schule für 850 Schüler umgebaut werden - Arenen wie das Velodrome sollten als Leistungssportzentrum genutzt werden. Aber: Es fand sich kein Investor, die Sportstätten fristen ein ungenutztes Dasein, die Pläne sind nur welche auf dem Papier.

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Wie pleite am Ende das Organisationskomitee gewesen sein muss, zeigt die Tatsache, dass diverse Kautionen zum Beispiel von Medienunternehmen für die Nutzung der Einrichtungen zum Teil immer noch nicht zurückgezahlt sind. Und der Bundesstaat Rio de Janeiro ist ebenfalls in Turbulenzen, so dass die Lage ausgerechnet dem von Paes als Negativbeispiel genannten Athen gleicht. Eine Stadt, die sich mit den Spielen übernommen hat und in eine tiefe finanzielle Krise gerät.

Die Spiele kosteten rund 39,1 Milliarden Reais (11,5 Mrd Euro) - 58 Prozent davon waren privat finanziert. Paes' großes Vorbild war Barcelona 1992. Wie damals wollte er mit heiteren Spielen, mit großartigen Bildern, einen Touristenboom auslösen - doch Touristen werden derzeit eher abgeschreckt. Die Polizei droht wegen Problemen mit den Gehaltszahlungen mit Streik. Die Zentralregierung schickte in ihrer Not letzte Woche 9000 Soldaten, die nun in Rio patrouillieren.

Ähnlich trostlos wie in Barra ist die Lage im Norden der Stadt, in Deodoro, wo Reiten und Kanuslalom stattfanden. Die Kanustrecke wurde nach Olympia mit viel Brimborium als riesiges Volks-Schwimmbad eröffnet, das ist aber auch seit Monaten zu, es fehlt an Geld für den Unterhalt. Am größten ist das Drama um das Sportsymbol des Landes, das Maracanã-Stadion, wo Deutschland 2014 Fußball-Weltmeister wurde.

Rio 2017: Katzen streunen im Müll, Scheiben sind eingeschlagen, Fernseher gestohlen

Es ist zu, Touristen stehen vor geschlossenen Toren. Drinnen streunen Katzen im Müll herum, tausende Sitze wurden herausgerissen, Fernseher gestohlen, Scheiben sind eingeschlagen, der Rasen ist vertrocknet. Wegen unbezahlter Rechnungen wurde sogar der Strom abgestellt. Das Organisationskomitee von Rio 2016 habe das Maracanã nicht ordnungsgemäß wieder übergeben, kritisiert die Betreibergesellschaft.

Das Stadion ist mehrheitlich in Händen des Baukonzerns Odebrecht. Dieser soll mindestens 785 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern in zwölf Ländern gezahlt haben. Odebrecht muss wegen milliardenschwerer Vergleiche sparen und will das Stadion loswerden - aber die wenigen Interessenten pochen darauf, dass erst die Schäden behoben werden.

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Allein der stark ausgebaute Nahverkehr mit einer neuen Metrolinie ist ein positives Erbe für die Bürger. Die Post-Olympia-Krise hat nicht nur die einfachen Bürger etwa in den Favalas getroffen, die unter Sparzwängen und deutlich mehr Gewalt zu leiden haben. Nein, auch einen der Reichsten, der eigentlich den großen Reibach machen wollte.

Carlos Carvalho sollen zehn Millionen Quadratmeter Land in Barra gehören, seine Firma baute mit Odebrecht das Olympische Dorf, das anfangs mit verstopften Klos und undichten Wasserleitungen die Delegationen verärgerte. Die "Ilha Pura" ("Reine Insel") sollte eine Goldgrube werden. 40 Millionen Reais (11,8 Mio. Euro) wurden nach Insiderangaben für die Olympianutzung gezahlt, doch der Verkauf der Wohnungen läuft überhaupt nicht rund, wie ein Treffen vor Ort zeigt.

Schule, Kino, Supermarkt und Co. waren geplant - aber keiner will im Olympischen Dort wohnen

Einige der 31 Hochhausblöcke sind noch im "Olympia-Modus", einer ist behängt mit Fahnen des chinesischen Teams, auch Fahnen Venezuelas und Tunesiens sind noch zu sehen. Ein Verkäufer zeigt, wo ein Supermarkt und eine Schule entstehen soll, Kinos, Pools, Fitnessstudios sollen das Leben versüßen. Doch es wirkt mehr wie Schein als Sein: Erst 614 von rund 3.000 Wohnungen sind verkauft, die teuersten im Komplex Saint Michel kosten für 160 Quadratmeter 1,77 Millionen Reais (520.000 Euro). Eigentlich war das Ziel bis 2017, dass fast alles verkauft ist. "In Brasilien gab es noch nie so ein Immobilienprojekt wie die Ilha Pura", schwärmt der Verkäufer. Er gibt sein Bestes - doch selbst hier könnten einige der Hochhausblöcke zu "weißen Elefanten" werden.

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