Bibelpark contra Darwin

In Baden-Württemberg will eine angeblich kreationistische Firma einen Themenpark über die Schöpfung bauen – Kirchen protestieren
ZÜRICH/MÜNCHEN Es wäre ein einmaliges Projekt: ein 50 Hektar großer, 120 Millionen Euro teurer biblischer Themenpark, der im nördlichen Baden-Württemberg entstehen soll – jedenfalls wenn es nach der schweizerischen Aktiengesellschaft „Genesis-Land“ geht. Eine originalgetreue und -große Arche Noah, der Turm zu Babel, ein „Sintfluterlebnis“ oder die „Altstadt von Jerusalem“ sollen vier der zahlreichen Attraktionen des Parkes mit einer Größe von rund 70 Fußballfeldern sein. Doch schon in der Planungsphase ist er heftig umstritten.
Denn hinter der Firma sollen die Kreationisten stehen. Diese aus den USA kommende Glaubensrichtung lehnt die Evolutionstheorie von Charles Darwin ab, geht davon aus, dass die biblischen Berichte historisch wahr sind, dass Gott Himmel und Erde, Tiere und Menschen erschaffen hat.
Die Bibel modern vermitteln
Das Wort Kreationisten taucht auf der Homepage des Unternehmens nicht auf. Auch der Initiator nimmt es nicht in den Mund. Gian Luca Carigiet zur AZ: „Genesis-Land versteht sich als ein konfessionsübergreifendes Werk und ist ein Gemeinschaftswerk von Menschen, die sich zum christlichen Glauben bekennen.“
In der Beschreibung ihrer Projektidee wird die Firma deutlicher: „Wir erleben vor allem in Europa und im deutschsprachigen Raum eine Zeit, in der darüber diskutiert wird, ob der biblische Unterricht aus den Lehrprogrammen der Schulen gestrichen werden soll. Dadurch entzieht die westliche Gesellschaft ihren Kindern das Wissen über die Grundlage unserer Kultur: Die Bibel. Wir möchten die biblische Geschichte in einer modernen und erlebnisreichen Art vermitteln.“
Das Projekt steht der Vermittlung des Glaubens nur im Wege
Die Evangelische Kirche ist bereits hellhörig geworden. „Ein solches Projekt steht uns bei der Vermittlung des Glaubens nur im Wege“, sagt der württembergische Weltanschuungsbeauftragte Hans Jörg Hemminger. Auch die Münchner Regionalbischöfin ist skeptisch. Susanne Breit-Kessler zur AZ: „Pläne, einen religiösen Freizeitpark zu errichten, der die Auffassungen der Kreationisten widerspiegelt, lehnen wir ab. Genau genommen ist es gotteslästerlich, wenn man Gottes Wirken mit Mitteln der Physik darstellen und zeigen möchte, wie Gott als Schöpfer ’funktioniert’.“
Michael Heinrich