Bibber-Wetter: Ein Frühling zum Einheizen

In aktuellen Bibbersaison müssen Infrarot-Heizer die Balkon-Party retten. Und Weinbauern wärmen die Reben mit Kerzen. Wie es mit dem Wetter weitergeht.
München - Der Frühling 2013 verdient seinen Namen nicht. Denn er gehört zu den drei kältesten seit dem Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 60 Jahren. Und es wird nicht besser. Bis Anfang nächster Woche soll es regnen – bei meist einstelligen Temperaturen. Damit nicht alle Partys ausfallen müssen, gehen Heizstrahler derzeit weg wie warme Semmeln. Und auch in der Landwirtschaft wird verzweifelt getrickst. Es ist ein Heiz- und Zudeck-Frühling.
„Seit Anfang April erleben wir einen richtigen Boom“, sagt Samantha Lagodzka von der Firma „Stern-Wintergarten“. Sie verkauft über das Internet Infrarot-Heizstrahler. Diese lösen die oft kritisierten Heizpilze mit Gasbetrieb ab. Denn letztere haben eine katastrophale CO2-Bilanz. Die Infrarot-Heizer brauchen zwar auch Energie. Doch sie erzeugen ihre Wärme wie die Sonne. Nämlich dann, wenn die Strahlen auf Oberflächen treffen. Die Luft dazwischen wird kaum erhitzt. Das ist zumindest effektiver als bei Heizpilzen. Viele rüsten jetzt Terrasse und Balkon mit den Geräten aus. „An manchen Tagen kommen wir mit dem Verschicken der Pakete nicht nach“, so Lagodzka zur AZ.
Aber nicht nur deutsche Wintergärten werden so beheizt. Ausgerechnet die heißblütigen Spanier helfen nach. So hat sich das Bernabéu-Stadion in Madrid eine Infrarot-Tribünen-Heizung spendiert. Und die kommt von einem deutschen Hersteller. „Die Geräte sind oben am Hallendach aufgehängt“, sagt Sebastian Muck von der Firma „Schwank“ in Köln. Die Wärme gehe von dort aus verlustfrei durch den Raum. Im Bernabéu lassen sich so auch Teilbereiche heizen.
Ohne warme Luft kommt auch die Landwirtschaft nicht mehr aus. Schon früh warfen die Spargel-Bauern ihre Heizungen an. Trotzdem wird es in diesem Jahr eine miese Spargelernte. Denn das edle Gemüse braucht mindestens zwölf Grad, um gut wachsen zu können. Doch in den vergangenen Tagen und Wochen war es zu kalt. „Miserabel“ sei derzeit die Situation für die Bauern, so Josef Plöckl, der Vorsitzende des Spargelerzeugerverbandes zum Bayerischen Rundfunk. Derzeit würden die Spargelbauern rund 70 Prozent weniger ernten als in einem normalen Frühling.
Abenteuerlich ist die Aktion, mit der Weinbauern in der Schweiz ihre Reben vor der Kälte retten wollen. Im Weindorf Salgesch zündet auch Weinbauer Hans-Peter Constantin Paraffin-Kerzen an. „Mit den Kerzen konnten wir die Temperatur über den Gefrierpunkt anheben“, erklärte Constantin der Zeitung „Blick“. Bisher habe er 40000 Franken in die Bekämpfung des Bodenfrosts ausgegeben. „Ich bin die ganze Woche alle zwei Stunden in der Nacht aufgestanden, um die Temperatur zu messen.“
Erdbeerbauern heizen nicht ein, sie decken zu. „Wir haben Folien eingesetzt“, sagt Manfred Wolf. Er hat seine Felder bei Pfaffenhofen. Doch wenn die Blüte einsetzt, müssen die wärmenden Folien runter. Ob der Regen die Erdbeerernte durch Fäulnis vermiest hat, weiß Wolf erst in gut zwei Wochen. Denn die Pflanzen sind später dran als in einem warmen Frühling.