Betrug? Mitarbeiter von Gut Aiderbichl vor Gericht

Der Verwalter eines Gnadenhofs und seine Schwester sollen einen hochbetagten, millionenschweren deutschen Tierfreund ausgenommen haben.
Seit eineinhalb Jahren ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien im Umfeld von Gut Aiderbichl. Es geht um Betrug, stattliche Vermögen und gutgläubige Tierfreunde. Seit gestern läuft vor dem Landesgericht Ried im Innkreis der erste Prozess in diesem Zusammenhang: Dem Geschwisterpaar Günther S. (51) und Karin K. (54) wird vorgeworfen, den hochbetagten deutschen Multimillionär Gerd V. († 2011) um fast 960 000 Euro erleichtert zu haben.
Der wohlhabende frühere Mercedes-Manager liebte Tiere und kaufte im Jahr 2008 im oberösterreichischen Maria Schmolln ein altes Gut, das er zum Gnadenhof umrüstete. Die Verwaltung des Anwesens übernahm Günther S. – und er behielt den Job, als Gerd V. den Hof sowie vier Millionen Euro ein Jahr vor seinem Tod der österreichischen Gut Aiderbichl Privatstiftung schenkte. Später kamen noch einmal 1,7 Millionen hinzu. „Allerdings ist strittig, ob das entsprechende Testament des Herrn V. gültig ist oder nicht“, sagt Walter Koller, Vizepräsident des Landesgerichts, im Gespräch mit der AZ.
Verantwortliche von Gut Aiderbichl bestreiten Betrugsvorwürfe
Aber dieser Punkt soll in einem weiteren Verfahren mit zwei deutlich prominenteren Protagonisten geklärt werden: Gegen Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser (64) und seinen Geschäftsführer Dieter Ehrengruber wird ebenfalls wegen Betruges ermittelt. Laut „Salzburger Nachrichten“ geht es um Zuwendungen in Millionenhöhe von meist hochbetagten Tierliebhabern an Gut Aiderbichl, die möglicherweise auf betrügerische Weise erlangt wurden – was die Aiderbichler bestreiten.
Er weiß, wie man PR macht: der frühere Tourismus-Manager Michael Aufhauser mit Model Heather Mills (l.) und US-Schauspielerin Daryl Hannah. Foto: dpa
Doch zurück zum aktuellen Prozess: Laut Staatsanwaltschaft ließen Günther S. und seine Schwester sich von Multimillionär V. mehrere Bankvollmachten ausstellen, mit deren Hilfe sie Zehntausende Euro auf ihre eigenen Konten umleiteten. Günther S. soll sich kurz vor dem Tod des Deutschen außerdem 580 000 Euro von dessen Versicherung auszahlen lassen haben. Damit nicht genug: Schwester Karin wird zudem zur Last gelegt, sie habe 35 000 Euro behalten, die ursprünglich für die Verwaltung des Hofes an Aiderbichl gehen sollten. Sie sagt, sie habe das Geld Geschäftsführer Ehrengruber gegeben, der verneint.
Sorgen um Aiderbichl-Gründer Aufhauser
Es sind insgesamt schwere Zeiten für Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser. Der gebürtige Augsburger, der es wie kein zweiter verstand, mit prominent besetzten Charity-Veranstaltungen Geld für seine mittlerweile 30 Gnadenhöfe zu sammeln, ist seit einem Aorta-Riss im Mai 2015 und mehreren Schlaganfällen quasi ein Pflegefall: Aufhauser ist halbseitig gelähmt, erblindet und sitzt im Rollstuhl.
Einer seiner Pfleger versuchte ihn im Sommer zu erpressen: In SMS-Nachrichten forderte er Schweigegeld von Aufhauser. Sollte dieser nicht zahlen, würde er kompromittierende Fotos des Aiderbichl-Chefs veröffentlichen, drohte er. In einem Brief führte der Mann schließlich aus, dass er von Geschäftsführer Dieter Ehrengruber aufgefordert worden sei, an Aufhauser geschlechtliche Handlungen vorzunehmen. Im Interview mit dem ORF nannte Dieter Ehrengruber die Vorwürfe absurd: „Das ist absolut kein Thema. Er ist so bedürftig, dass er sich auf seine Genesung konzentriert. Und körperliche Bedürfnisse waren nie ein Thema.“ Der Erpresser soll sich nach Kroatien abgesetzt haben.