Bestattung in Wien: „A schöne Leich“

Mit Glanz und Gloria, ganz wie in alten Zeiten, wurde Kaisersohn Otto von Habsburg in Wien bestattet. 1000 Ehrengäste und zehntausende Schaulustige nahmen an dem Spektakel teil.  
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Eine Fahne mit den Farben der Habsburger, Schwarz und Gelb, schmückte den Sarg des verstorbenen Otto von Habsburg.
dpa Eine Fahne mit den Farben der Habsburger, Schwarz und Gelb, schmückte den Sarg des verstorbenen Otto von Habsburg.

Mit Glanz und Gloria, ganz wie in alten Zeiten, wurde Kaisersohn Otto von Habsburg in Wien bestattet. 1000 Ehrengäste und zehntausende Schaulustige nahmen an dem Spektakel teil.

WIEN - Man konnte sich in frühere Jahrhunderte zurückversetzt fühlen: Mit militärischem Pomp, mit Glanz und Gloria wurde am Samstag der letzte Kaisersohn Otto von Habsburg in Wien bestattet. Alles passte: Kaiserwetter mit strahlend blauem Himmel, Traditionsverbände und Militär in Ornat und Uniform, Europas Adel und zehntausende von Schaulustigen, die in alten Zeiten zu schwelgen schienen – manche von ihnen hatten sich sogar in historische Gewänder gekleidet.

Es war, wie Beobachter sagten, „a schöne Leich’“. Unter den rund 1000 Ehrengästen im Stephansdom waren zahlreiche Vertreter europäischer Adelshäuser wie König Carl XVI. Gustaf von Schweden und seine Frau Silvia, Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein mit Fürstin Marie, Prinzessin Cristina von Spanien sowie Großherzog Henri von Luxemburg und Großherzogin Maria Teresa. Für die Politik kamen unter anderen der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek und Kroatiens Ministerpräsidentin Jadranka Kosor.

Aus Österreich nahmen Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann sowie zahlreiche Minister und Landeschefs teil. Vor der Bestattung zog der etwa einen Kilometer lange Trauerzug durch die imperiale Hofburg, über den Heldenplatz und die Ringstraße zur Kapuzinerkirche. In die dortige Kaisergruft wurde der Leichnam erst nach der traditionellen „Anklopfzeremonie“ eingelassen (siehe Kasten).

Im Vorfeld hatte es teilweise heftige Kritik an dem teuren Begräbnis – für das auch die Steuerzahler aufkommen müssen – und die Teilnahme österreichischer Politiker und Militärs gegeben. Dies mache die Veranstaltung zu einem „Quasi-Staatsbegräbnis“. „Es ist eine Frage des Respekts, hierher zu kommen“, wischte Bundeskanzler Faymann diese Bedenken weg. Dass bei der Zeremonie auch die Kaiserhymne („Innig bleibt mit Habsburgs Throne Österreichs Geschick vereint“), also das Symbol einer überkommenen Gesellschaftsordnung gespielt wurde, sei die Entscheidung der Familie, sagte Faymann.

 


Es ist eine jahrhundertealte, kuriose Zeremonie: Bei der Bestattung eines Habsburgers in der Kapuzinergruft läuft ein belustigendes Ritual ab – die so genannte Anklopfzeremonie.

Der Zeremonienmeister klopft dreimal an die geschlossene Tür. Von drinnen fragt der Abt des Klosters: „Wer begehrt Einlass?“ Dann zählt der Zeremonienmeister sämtliche Adelstitel auf, die der verstorbene trug – bei Otto von Habsburg eine schier endlose Liste. Die lapidare Antwort: „Wir kennen ihn nicht.“

Dann werden die politischen und gesellschaftlichen Ämter und Auszeichnungen aufgelistet. Der Abt antwortet: „Wir kennen ihn nicht.“

Auf die dritte Frage „Wer begehrt Einlass?“ antwortete der Zeremonienmeister am Samstag: „Otto – ein sterblicher, sündiger Mensch!“ Der Abt: „So komme herein!“

In der Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche – mit mehreren 100 000 Besuchern jährlich ein Publikumsmagnet – sind zwölf Kaiser und 19 Kaiserinnen aus drei Jahrhunderten bestattet. Insgesamt haben dort 146 Habsburger ihre letzte Ruhe gefunden.

 

 

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