Besserer Sex mit Yoga
Ja, das geht: In der AZ verrät Yogalehrer Patrick Broome (41) wie man mit Atemtechnik und Dehnübungen mehr Spaß im Bett hat. Broome trainert auch die Deutsche Fußballnationalmannschaft und den FC Bayern - wenn auch nicht nur mit Sexübungen.
Gerade erst kam Patrick Broome (41) aus Leipzig zurück, wo er die ausgepowerten Spieler der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem erfreulichen WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein mit Yoga entspannte. Nach Wales mussten die Jungs nun allein fahren – dafür kommen demnächst Schweini, Poldi und Luca Toni vom FC Bayern wieder dran.
Jetzt hat der Promi-Yogalehrer für alle Männer ein schlaues Buch auf den Markt gebracht: „Yoga für den Mann“ (Nymphenburger Verlag). Denn Männer sind verwirrt, sagt er.
"Wir vergessen, auf was es im Leben eines Mannes ankommt."
„Wir fühlen uns wie Helden, Deppen, Freunde, Liebhaber, Nervensägen, größtes Glück und schrecklichster Fehler und vergessen über all dem, auf was es im Leben eines Mannes wirklich ankommt.“ Nun soll sein Buch Männern zu mehr Kraft und Konzentration im Alltag verhelfen, zu entspannter Männlichkeit – und zu einem schönerem Liebesleben. Ein Gespräch mit der AZ.
AZ: Hallo, Herr Broome, sprechen Sie eigentlich mit Luca Toni über Sex?
PATRICK BROOME (lacht): Mit Luca Toni gar nicht. Bei den Fußballern gehört das nicht zu meinem Training.
Wäre auch nicht so ganz einfach, von Mann zu Mann, oder?
Doch, ich spreche darüber in meinen Yogastunden, Sex ist ja ein großes Thema. Männer machen sich dazu viele Gedanken, nur trauen sich nicht, sie offen auszusprechen.
Sondern?
Yoga ist heilig, Sex ist schmutzig
Das läuft so: Ich gebe Tipps, welche Übungen Yoga zur Sexualität des Mannes bietet. Dann tun alle gelangweilt und stellen sich taub. Aber daheim probieren sie es trotzdem aus.
Potenzpunkt drücken und Zungendrehen?
Zum Beispiel. Viele Leute glauben, Yoga ist etwas Heiliges und Sex ist etwas Schmutziges - das passe nicht zusammen. Damit will ich wirklich mal aufräumen, denn das ist großer Unsinn.
Wie müssen wir uns das vorstellen?
Im Yoga geht es darum, männliche und weibliche Energien zu verbinden. Sich locker zu machen. Gefühle zuzulassen. Nicht nur Geber zu sein oder nur Nehmer sondern beides zusammen. Wenn ein Mann anfängt, nicht nur Kraft zu haben, sondern auch annehmen zu können, wird er viel mehr spüren. Auch beim Sex.
Wo hakt es im männlichen Liebesleben am meisten?
Wenn die Erregung über den ganzen Körper fließt...
Männern kriegen überall erzählt, was Frauen wollen und was Mann im Bett alles leisten soll. Unter diesem Leistungsdruck fangen sie an, nervös zu werden, sie haben Versagensängste und blockieren am Ende vollständig. Auch ein Mann muss wissen: Was ist schön für mich und wo tut es mir nicht mehr gut.
Was bringt zum Beispiel das „Beckenbodentraining für den Mann"?
Wenn er seine und die Grenzen seiner Partnerin erweitern will, muss der Mann in die Sexualität „hineinentspannen“. Das geht nur, wenn die Beckenbodenmuskulatur trainiert ist, sie hilft, Erregung über und durch den ganzen Körper fließen zu lassen. Dazu müss er lernen, den Beckenboden isoliert anzuspannen. Zehn Minuten Training am Tag reichen – und man kann die Übungen beim Warten auf den Bus, in der Supermarkt-Schlange oder beim Fernsehen machen.
Männern, die zu schnell zum Höhepunkt kommen, empfehlen Sie die „tiefe rhythmische Bauchatmung“.
Vor der Ejakulation beschleunigt sich immer der Herzschlag. Wer die tiefe, rhythmische Bauchatmung beherrscht, kann den Herzschlag kontrollieren und bekommt so auch leichter die Kontrolle über seine Ejakulation.
Bislang war Yoga in Deutschland mehr eine Beschäftigung für Frauen. Wie gewinnen Sie Männer?
Der Stress verschwindet mit dem Sonnengruß
Ein Drittel bis zur Hälfte der Leute in meinen Kursen sind Männer. Vom Verleger über den Kaufmann bis zum Sportler. Sie haben einfach begriffen, wieviel sie für den Alltag lernen können: Yoga verändert Lebens- und Schlafgewohnheiten, die Art, wie man mit seiner Umwelt umgeht. Sie können beim Yoga Druck ablassen, wenn ihnen alles zuviel wird.
Ihre Lieblingsübung für den gestressten Mann?
Der Sonnengruß. Da lockert sich der ganze Körper. Es kommt zu einer Verbindung zwischen Atmen und Bewegung und man spürt, dass eine Kraft durch einen durchfließt. Durch die tiefe Atmung wird das Zwerchfell, das bei uns oft verkrampft ist, enorm gelockert. Dann kann man lernen, das Ventil zu öffnen, in dem der Stress steckt.
Yoga als Kopfschmerztablette?
So ähnlich. Je gestresster die Männer im Alltag sind, umso schwerer tun sie sich am Anfang, loszulassen. Aber wir holen sie ab, indem wir sie körperlich sehr fordern, dann beruhigen wir sie. Und wenn sie dann dabei sind, sind sie erstaunlich diszipliniert. Wer am Ball bleibt, wird konzentrierter und erfolgreicher seinen Tätigkeiten nachgehen und später auch gelassener Misserfolge verkraften können.
Klappt das bei Ihren Fußballern schon?
Viele haben so ein Ventil gefunden, um nach einem stressigen Länderspiel runterzufahren. Jetzt fällt auf, dass die, die Yoga machen, sich ein bisschen weniger verletzen als Kollegen, die das nicht tun. Sie spielen genau so spritzig, aber nach den Spielen, wenn ihre Muskeln überansprucht sind, können sie sie wieder langziehen und entspannen. Während die anderen dauernd in Spannung bleiben und irgendwann wegen Ermüdung kaputt gehen.
Interview: Irene Kleber