Bessere Bildung für Buben
MÜNCHEN - „Jungen und Mädchen getrennt unterrichten“ – Ministerin Annette Schavan (CDU) stellt die Koedukation in Frage. Die Situation in Bayern
Am Tag des Bildungsgipfels hat Bundesbildungsministerin Annette Schawan (CDU) eine alte Diskussion wieder auflodern lassen: Die Frage, ob Buben und Mädchen besser getrennt Unterricht erhalten sollten. Die Forderung ist weder neu, noch besonders originell – die meisten Bundesländer sehen in ihren Schulgesetzen diese Möglichkeit vor. Zum Beispiel auch Bayern.
Hierzulande ist die Koedukation Anfang der 70er Jahre eingeführt worden. Vorher war die überwiegende Zahl von Realschulen und Gymnasien reine Buben- oder Mädchenschulen. Heute gibt es zwar immer noch knapp 100 reingeschlechtliche Lehranstalten – davon 79 nur für Mädchen – doch bei der überwiegenden Zahl handelt es sich dabei um kirchliche oder klösterliche Einrichtungen.
In München sind es vier städtische Schulen, die ausschließlich Mädchen unterrichten: Das Sophie-Scholl-und das Bertolt-Brecht-Gymnasium, sowie die Salvator- und die Anne-Frank-Realschule. In Nürnberg gibt’s mit der Maria-Ward-Schule ein reines Mädchen-Gymnasium. Den gemischten Schulen ist es freigestellt, in bestimmten Fächern Mädchen und Buben zeitweise zu trennen – davon machen zum Beispiel das Münchner St. Anna-Gymnasium und das Max-Planck-Gymnasium in naturwissenschaftlichen Fächern Gebrauch. Ludwig Unger vom bayerischen Kultusministerium: „Das wird von uns unterstützt, damit sich die Mädchen in diesen Fächern besser entfalten können.“ Doch die besondere Förderung der Mädchen ist eigentlich gar nicht mehr das Problem – sie haben die Buben in ihren Leistungen längst überholt.
Jungen schneiden in fast allen Bereichen schlechter ab. 47 Prozent der Mädchen gehen auf ein Gymnasium, bei den Jungen sind es nur 41 Prozent. Fast ein Drittel der Mädchen macht Abitur oder Fachabitur, aber nur ein knappes Viertel der Jungen. Die sind im Schnitt eine Note schlechter als die Mädchen. Die Ursache ist, dass der Unterrichtsstoff und die Lernmethoden an den Buben oft vorbeigehen. Unger: „Sie werden durch das Dargebotene – zum Beispiel lyrische Texte – häufig zu wenig motiviert.“ Als eine Ursache gilt, dass die große Mehrzahl der Grundschullehrer weiblich ist. Das Kultusministerium will den Spieß umdrehen. Spezielle „Bubenförderung“ ist künftig angesagt. Bei einem Kongress in Eichstätt im nächsten Jahr sollen die Weichen gestellt werden – auch mit dem Ziel, mehr Männer für den Lehrerberuf zu gewinnen. Michael Heinrich
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