Besser als ihr Ruf

MÜNCHEN - Neue Studie der Allianz belegt, dass ältere Verkehrsteilnehmer weniger Unfälle bauen
In Nürnberg verwirrten die vielen Autobahnkreuze einen 84-jährigen Mann im Sommer so sehr, dass er zum Geisterfahrer wurde. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. In Augsburg rammte ein 80-Jähriger vor wenigen Wochen vier Autos innerhalb von zwei Stunden und beging Unfallflucht. Schaden: 13000 Euro. Sind die über 65-Jährigen am Steuer ein höheres Risiko für andere Verkehrsteilnehmer? Dieser Frage ging die Allianz in einer Studie nach.
Überproportional viele Senioren werden im Straßenverkehr getötet
Etwa 1700 Haftpflichtschäden (Unfälle mit Personenschaden) und 1000 Haftpflichschäden (Unfälle mit Sachschäden) sowie Daten der amtlichen Bundesstatistik wurden ausgewertet. Ergebnis: Rentner am Steuer sind besser als ihr Ruf. Unter den Unfallverusachern sind sie deutlich unterrepräsentiert: Von allen Verkehrsteilnehmern sind die über 65-Jährigen am seltensten schuld, wenn’s kracht. Erschreckend hoch ist dagegen die Zahl der älteren Verkehrsteilnehmer, die bei Unfällen zu Opfern werden – und sterben. 23 Prozent aller Verkehrstoten waren 2006 über 65 Jahre alt.
Immer wieder, wenn ältere Autofahrer spektakuläre Unfälle verursachen, werden restriktive Maßnahmen laut: Politiker fordern zusätzliche Prüfungen oder regelmäßige Gesundheitschecks. Doch nach den neuen Zahlen der Allianz-Studie, gibt es dafür keine Grundlage. Rund ein Fünftel der Deutschen ist heute über 65. Doch nicht einmal elf Prozent aller Unfälle werden durch Senioren verursacht. Gründe: Senioren meiden riskantere Fahrten wie in der Nacht, bei Regen, Schnee oder Eis.
Die Unfallkurve steigt erst bei Autofahrern über 75, doch im Vergleich zu den 18-24-Jährigen schneiden auch die ältesten Verkehrsteilnehmer deutlich besser ab: Mehr als 78000 Junge waren im Jahr 2006 an Unfällen schuld gegenüber 12500 Unfallverursachern, die schon über 75 Lenze zählten.
Unter den Menschen, die auf der Straße zu Tode kommen, ist dagegen die Zahl der Senioren höher als ihr Anteil in der Bevölkerung: 23 Prozent aller Unfalltoten in Deutschland waren über 65 (2006). Vor allem ältere Fußgänger, Radfahrer und Mitfahrer im Auto sind doppelt so gefährdet wie Jüngere.
Für die Allianz zeigt die Studie, dass für die Sicherheit von Senioren ein großer Handlungsbedarf besteht. Zumal im Jahr 2050 bereits 31,5 Prozent der Deutschen 65 Jahre und älter sein werden. Die Zukunft heißt wohl: Moderne Sicherheitstechnik wie Fahrerassistenzsysteme, Parkhilfen oder automatische Gefahrenbremsung. Mehr Technik für mehr Sicherheit.
Nina Job