Berliner U-Bahn-Treter: Verdächtiger von Polizei gefasst
Vergangenen Woche sorgte bundesweit ein Video aus der Berliner U-Bahn für Empörung und Entsetzen. Am Montag haben die Sicherheitsbehörden offensichtlich einen Tatverdächtigen identifizieren können.
München/Berlin - Die Öffentlichkeitsfahndung nach den Beteiligten an der Tritt-Attacke im Berliner U-Bahnhof Herrmannstraße verzeichnet einern ersten Erfolg. Die Ermittler haben einen mutmaßlichen Begleiter des Täters ausfindig gemacht. Der Mann werde derzeit vernommen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag. "Weitere Einzelheiten können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht veröffentlichen", teilte er weiter mit. Zuerst hatte die "BZ" darüber berichtet,
Mit der Vernehmung kommen die Ermittler womöglich dem Mann auf die Spur, den sie seit vergangenem Donnerstag mit einer Aufnahme einer Überwachungskamera suchen.
Das Video von einer brutalen Tritt-Attacke in Berlin Neuköln schockte letzte Woche die gesamte Bundesrepublik: Ende Oktober taucht ein unbekannter Mann hinter einer 26-Jährigen auf, die gerade eine Treppe im U-Bahnhof Hermannstraße hinuntergeht und tritt ihr unvermittelt in den Rücken. Die Frau stürzt kopfüber die Stufen hinunter, landet mit dem Gesicht auf dem Boden und muss später im Krankenhaus behandelt werden. Der Täter dreht ab und verschwindet. Auch seine Begleiter denken nicht daran, der Verletzten zu helfen und gehen einfach weiter.
Einen Tag vor der Polizei hatte die "Bild"-Zeitung das Video veröffentlicht.
Debatte über Gewalt im öffentlichen Raum
Der Angriff hat eine Debatte über Gewalt im öffentlichen Raum ausgelöst. An den Aufnahmen schockiert besonders, dass die Attacke aus dem Nichts zu kommen scheint. Und dass sowohl der Täter als auch seine drei Begleiter nach dem Tritt davongehen. Nur einer guckt dem Opfer länger nach. Der Täter hält noch bei der Attacke eine Bierflasche in der einen Hand, in der anderen eine Zigarette.
Außerdem hatte es Kritik gegeben, dass derartige Aufzeichnungen erst Wochen nach einer Tat an die Öffentlichkeit gegeben werden - wenn die Ermittler anderweitig nicht vorankommen.
Bis Montagnachmittag waren bei der Polizei zu der Tat zehn Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Ob einer oder mehrere Hinweise die Ermittler auf die Spur des mutmaßlichen Begleiters führten, ist unklar. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft äußern sich im Detail.
Weiter offen bleibt auch, wer die Kameraaufnahme zuerst an die "Bild"-Zeitung gab. Die Polizei schließt nicht aus, dass das Material aus den eigenen Reihen weitergegeben wurde - Ermittlungen dazu laufen.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben keine Belohnung für Tipps ausgesetzt, die zum Täter führen. Mehrere Zeitungen berichteten aber über Geschäftsleute, die Geld als Anreiz zur Verfügung stellen wollen. Dies wolle man nicht kommentieren, hieß es bei der Polizei.
Ein anderer Fall von Gewalt an einem Berliner U-Bahnhof wurde inzwischen mit Hilfe von Bildern einer Überwachungskamera gelöst, wie die Polizei am Montag mitteilte. Dank Hinweisen aus der Bevölkerung sei ein mutmaßlicher Räuber gefasst worden. Der 32-Jährige soll Anfang Oktober einen 56-Jährigen im U-Bahnhof Rathaus Spandau schwer verletzt haben, um ihn zu bestehlen.
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