Benimmregeln in Mallorcas Partyhochburg zeigen kaum Wirkung

Auf Mallorca hat eine der umstrittensten Partymeilen Europas striktere Benimmregeln bekommen. Die erhoffte Wirkung blieb aber zunächst aus.
von  dpa
Für die meisten Zuwiderhandlungen sind Geldstrafen zwischen 750 und 1500 Euro vorgesehen. Foto: Emilio Rappold/Archiv
Für die meisten Zuwiderhandlungen sind Geldstrafen zwischen 750 und 1500 Euro vorgesehen. Foto: Emilio Rappold/Archiv © dpa

Palma de Mallorca - Auf der spanischen Ferieninsel waren in der Nacht zum Dienstag in der - vor allem bei Briten beliebten - Urlauberhochburg Magaluf drei Verordnungen in Kraft getreten, die zur Eindämmung der Eskapaden trinkfreudiger Touristen beitragen sollen.

Die neuen Regeln machten sich aber kaum bemerkbar. Zwar hatten mehrere Bars Hinweisschilder angebracht mit Aufschriften wie "Alkohol auf der Straße ist verboten" oder "Trinken mit Maß". Aber die überwiegend jungen Touristen zogen auch nach Mitternacht fast ausnahmslos mit Bierbechern und hochprozentigen Getränken durch die Straßen um die Partyhochburg Punta Ballena.

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Die zahlreich aufgebotenen Polizisten schauten tatenlos zu. Sie blieben in ihren Streifenwagen und griffen nur bei größeren Handgemengen ein, unter anderem bei einem handfesten Streit zwischen Fans zweier englischer Fußballclubs.

Magaluf folgte mit den Benimmregeln dem Beispiel der Inselhauptstadt Palma de Mallorca, die im Sommer vergangenen Jahres für die Gegend um den "Ballermann" Saufgelage unter freiem Himmel unter Strafe gestellt hatte.

Die zuständige Gemeindeverwaltung von Calvià hatte die Verordnungen am 21. Mai nach zahlreichen Skandalen erlassen, die Magaluf international Negativschlagzeilen eingebracht hatten. Im vergangenen Sommer war zum Beispiel im Internet ein Video verbreitet worden, das eine junge Frau beim Oralsex mit mehreren Männern in einer Bar zeigte. Medien schrieben damals, in einigen Kneipen Magalufs würden Oralsex-Wettbewerbe abgehalten, bei denen den Frauen Gratisgetränke in Aussicht gestellt würden.

Ab sofort darf man in Magaluf zwischen 22 und 8 Uhr keine Getränke mehr im Freien zu sich nehmen. Der Verkauf alkoholischer Getränke nach Mitternacht wurde ebenfalls verboten. Für organisierte Kneipentouren gelten strenge Einschränkungen.

"Was? Hier ist nichts verboten!", rief kichernd die 19-jährige Betriebswirtschaftsstudentin Mary aus Leicester, als sie danach gefragt wurde, ob sie von den neuen Regeln erfahren habe. "Wir kommen hierher, um uns vollzuladen, und niemand wird uns daran hindern."

Die Anwohner sind nicht begeistert. "Das ist hier die Hölle, nicht erst seit gestern, sondern seit vielen Jahren, und das wird auch leider so bleiben", sagte der Rentner Josete resigniert der Deutschen Presse-Agentur. "Schon die Eltern dieser Touristen hatten hier auf den Putz gehauen, nur gab es damals kein Internet und keine Videos."

Bei den Barbesitzern gehen die Meinungen auseinander. Viele klagten, Magaluf und insbesondere die Straße Punta Ballena seien schon vor dem Dienstag zu einem "kleinen Polizeistaat" geworden. Wenn die Behörden Ernst machen sollten, würde die 4000-Seelen-Gemeinde ihre einzige Einnahmequelle verlieren und "sterben", sagte ein spanischer Barbesitzer, der anonym bleiben wollte.

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Der Geschäftsführer einer irischen Kneipe meinte dagegen, die Polizei sei ohnehin machtlos. Die Beamten könnten niemals den Tausenden Feiernden die Becher aus den Händen reißen. Vielmehr müssten seine Berufskollegen sich im Gewinnstreben zügeln. "In manch einer Bar hier darfst du eine Stunde lang für fünf Euro alles trinken, was du schaffst", berichtete der Ire. "Kein Wunder, dass die Kids ausflippen, auf die Straßen pinkeln, sich ausziehen, Sex machen und sich dann auch noch gegenseitig die Köpfe einschlagen."

Die Zeitung "Ultima Hora" konstatierte: "Das Chaos geht weiter in Magaluf." Die Verhaltensregeln sollen nicht nur Trink- und andere Exzesse eindämmen, sondern auch das berüchtigte "Balconing" bekämpfen. Bei solchen Mutproben-Sprüngen von Hotel-Balkonen waren im vergangenen Sommer in Magaluf sechs Touristen ums Leben gekommen. Die neuen Verordnungen sehen für die meisten Zuwiderhandlungen Geldstrafen zwischen 750 und 1500 Euro vor. In einer ersten Phase werde es allerdings nur Verwarnungen geben, versicherten Sprecher der Gemeinde Calvià.

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