Beim ADAC rollen Köpfe

Erst wurde Präsident Meyer gegangen, nun will sich der Club auch von seinem Geschäftsführer Obermair trennen
von  AZ
Karl Obermair, der Noch-Geschäftsführer des ADAC.
Karl Obermair, der Noch-Geschäftsführer des ADAC. © dpa

München – Der ADAC will nach seinem Präsidenten Peter Meyer auch seinen umstrittenen Geschäftsführer Karl Obermair loswerden. Der Club habe mit Obermair „Gespräche über die einvernehmliche Beendigung seiner Tätigkeit begonnen“, teilte der Autofahrerverein am Dienstag mit. Hintergrund sind die wiederholten Fälschungen beim ADAC-Autopreis „Gelber Engel“, die Obermair anfangs bestritten hatte.

Externen Prüfern zufolge beschränken sich die nachgewiesenen Manipulationen auf die Wahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“. Die Korrektur der Teilnehmer nach oben und die Veränderungen in der Reihenfolge rechnet ihr Bericht maßgeblich abgetretenen ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter zu, gegen den der Club arbeits- und zivilrechtliche Schritte vorbereitet.

Allerdings war den Prüfern zufolge versucht worden, das Ergebnis in der Kategorie „Reiselimousine“ in diesem Jahr zu verändern. Statt eines BMW sollte auf Wunsch Ramstetters ein Mercedes vom zweiten auf den ersten Platz rutschen. Dieser Versuch der Manipulation sei aber von der Abteilung „Test & Technik“ zurückgewiesen worden.

Teil-Entlastung durch den Prüfbericht

Fälschungen in den restlichen neun Kategorien der Preisverleihung „Gelber Engel“ in den vergangenen zehn Jahren hätten nicht nachgewiesen werden können, sagte Deloitte-Prüfer Frank Marzluf. Sie basierten vorwiegend auf technischen Erwägungen oder Statistiken.

Die Deloitte-Untersuchung kritisiert allerdings, dass manche Bewertungskriterien für einzelne Kategorien im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehrfach verändert wurden. „Das mag zwar gute Gründe gehabt haben, Transparenz und Konsistenz waren dadurch aber nicht immer gegeben. Zumal interne Entscheidungen nicht immer schriftlich festgehalten wurden und insbesondere Daten aus den Vorjahren nicht mehr vollständig vorhanden waren“, erläuterte Marzluf.

Unwahrheiten wurden zur Gewissheit

Im Zuge des Skandals waren auch andere Ungereimtheiten bei dem Club mit mehr als 18 Millionen Mitgliedern publik geworden. Der kommissarische ADAC-Präsident August Markl betonte in München, „dass Herr Dr. Obermair nach dem heute vorgestellten
Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer in keiner Weise mit den Manipulationen um die Auszeichnung "Gelber Engel" zu tun hatte“. Er bedanke sich bei Obermair „für den großen Einsatz für den ADAC, besonders auch für den in Gang gesetzten Reformprozess“, fügte Markl hinzu.

Obermair hatte noch bei der jüngsten Auszeichnung des VW Golf als "Lieblingsauto der Deutschen" am 16. Januar Manipulationsvorwürfe zurückgewiesen. Der Geschäftsführer sprach während der Gala von "Unterstellungen und Unwahrheiten". Nur einen Tag später gestand ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter die Fälschungen und legte sein Amt nieder.

Neue Geschäftsführung

Vom Mitglied der Geschäftsführung Stefan Weßling hat sich der ADAC demnach bereits getrennt. Er wolle den Weg für den Reformprozess des ADAC frei machen, wurde Weßling in einer Mitteilung zitiert. Zuvor hatten schon Kommunikationschef Michael Ramstetter und Clubpräsident Peter Mayer ihre Jobs aufgegeben. In die Geschäftsführung rückt zum 1. März Marion Ebentheuer nach, die seit 1996 beim ADAC ist und dort zuletzt Vizevorsitzende des Vorstandes der ADAC-Schutzbrief Versicherungs-AG und der ADAC Rechtsschutz Versicherungs-AG war.

„Die nachgewiesenen Fälschungen haben das Vertrauen in den ADAC im Kern erschüttert. Wir arbeiten jetzt mit voller Kraft an einem Neubeginn“, sagte Markl. Der ADAC müsse sich von innen heraus erneuern, um die verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

 

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