Bei Anruf Tod: Mobile Sterbehilfe in Holland

Ab heute dürfen in den Niederlanden mobile Teams Todkranken zu Hause beim Sterben helfen. In Den Haag öffnet demnächst eine Freitod-Klinik. Das sei menschenverachtend, urteilen Kritiker  
von  KF
Sterbebegleitung von Todkranken statt aktiver Sterbehilfe: Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery will die Zahl der Hospize in Deutschland weiter erhöhen.
Sterbebegleitung von Todkranken statt aktiver Sterbehilfe: Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery will die Zahl der Hospize in Deutschland weiter erhöhen. © dpa

Ab heute dürfen in den Niederlanden mobile Teams Todkranken zu Hause beim Sterben helfen. In Den Haag öffnet demnächst eine Freitod-Klinik. Das sei menschenverachtend, urteilen Kritiker

AMSTERDAM - Seit knapp zehn Jahren ist aktive Sterbehilfe in den Niederlanden legal. Mit seinem so genannten Euthanasie-Gesetz hat das Land die liberalste Sterbehilfe-Politik der Welt. Schwerstkranken Patienten, deren Zustand hoffnungslos ist und deren eindeutigen Todeswunsch mindestens zwei Ärzte bestätigen, darf aktiv beim Sterben geholfen werden.

Doch obwohl Ärzte dem Todeswunsch ihrer Patienten legal nachkommen dürfen, wird nicht jeder erfüllt: Manche Mediziner lehnen gewünschte Tötungen aus ethischen Gründen ab. Für solche Fälle gibt es ab heute sechs mobile und landesweit einsatzbereite Sterbehilfe-Teams.

Bestehend aus einem Arzt und mindestens einem ausgebildeten Pfleger, kommen sie auf Wunsch zu den Sterbewilligen nach Hause und helfen ihnen mittels Spritzen: Eine erste versetzt den Kranken in Tiefschlaf, eine zweite stoppt Atmung und Herzschlag. Ab Mitte des Jahres öffnet außerdem eine Freitod-Klinik in Den Haag. Sie nimmt zur Selbsttötung entschlossene Patienten auf, die nicht zu Hause sterben können oder wollen.

Beide Initiativen sollen ein würdevolles und schmerzloses Lebensende ermöglichen und gehen von der Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE) aus.

In Deutschland treffen sie auf harsche Kritik. Laut bayerischer Justizministerin Beate Merk ist es „ethisch unvertretbar, mit der Ausweglosigkeit verzweifelter Menschen selbst dann noch Geschäfte zu machen, wenn man ihnen nicht mehr als den Tod zu bieten hat.“ Auch hierzulande sei dies leider Praxis, weshalb sie ein strafrechtliches Verbot forderte.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Hospiz-Stiftung, sprach von einem „neuen menschenverachtenden Angebot.“ „Wir wollen den Tod zulassen, wenn die Zeit da ist, aber nicht zuteilen“, sagte auch Bundesärztekammer-Chef Frank Ulrich Montgomery.

 

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