Becksteins neue Kleider

Ziehharmonika-Hosen, viel zu große Jacketts – das war einmal. Jetzt trägt der Regierungschef feinsten Zwirn: „Das hat mich 5000 Euro gekostet“, sagt Günther Beckstein der AZ.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Ziehharmonika-Hosen, viel zu große Jacketts – das war einmal. Jetzt trägt der Regierungschef feinsten Zwirn: „Das hat mich 5000 Euro gekostet“, sagt Günther Beckstein der AZ.

Seine grauen Anzüge holte er aus dem Fabrikverkauf. Ob sie saßen, darauf achtete er nicht. Günther Beckstein pflegte sein Biedermann- Image. Bis es zum Aufstand in der CSU kam. Anfang April bemängelte der frühere Justizminister Alfred Sauter in einer turbulenten Sitzung Becksteins Anzüge – und sprach vielen Parteikollegen aus der Seele. Jetzt gibt’s Beckstein mit neuen Kleidern.

"„Das hat mich 5000 Euro gekostet“, gestand der sparsame Franke der AZ. Für den Wahlkampf hat er sich durchstylen lassen – der Chef trägt nun Anzüge von Boss.

Oft wie ein Charlie-Chaplin-Double

Nach dem Brioni-Kanzler Gerhard Schröder, nach dem modischen Ex-Vorstands-Vorsitzenden der Bayern-AG Edmund Stoiber und neben Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihr Outfit gewaltig aufgerüstet hat, sah Beckstein mit seinen viel zu großen Jacketts und den viel zu langen Ziehharmonika- Hosen oft aus wie ein Charlie-Chaplin-Double. „So kann man nicht im Fernsehen oder sonst wo auftreten“, wetterte Parteifreund Sauter.

Diese Woche im Landtag überraschte Beckstein plötzlich im feinsten blauen Zwirn: Die Schultern sitzen perfekt. Der Kragen steht hinten nicht mehr ab. Die Ärmellänge ist so, dass die weißen Hemdmanschetten einen Zentimeter hervorspitzen. Die Länge der Jacke geht optimal bis zur Körper-Mitte. Der Hosensaum liegt leicht auf den Schuhen – als wäre der Anzug auf Maß geschneidert.

Show-Room in der Staatskanzlei

Der AZ fragte sofort bei Beckstein nach, was da passiert ist. „Ich habe mich neu eingekleidet“, räumte er ein. Ein Maßanzug sei es aber nicht. „Er ist nur angepasst. Größe 26, Hosenbein 2,5 Zentimeter gekürzt, die Ärmel normal lang“, erklärt er fast fachmännisch der AZ. Offenbar weiß der Ministerpräsident endlich, was ihm passt. Für ein paar Stunden hatte er sein Büro in der Staatskanzlei zu einem Show-Room verwandelt. Denn die Kritik am Kleidungsstil war ihm zu Herzen gegangen. Mit einer ganzen Kollektion kam der Münchner Herrenausstatter Hirmer in die Regierungszentrale geeilt, um den Ministerpräsidenten neu einzukleiden.

Als Anlass für den Garderobenwechsel diente Becksteins Auftritt im CSU-Wahlkampfspot, der gerade gedreht wird. „Dafür brauchte ich den richtigen Anzug.“ Doch bei dem Termin stellte Beckstein gleich eines klar: „Total umstylen lasse ich mich nicht.“ So wurde probiert, vermessen, gekürzt, passende Hemden und Krawatten wurden ausgesucht.

Den genauen Überblick über die Zahl seiner neuen Anzüge hat Beckstein noch nicht. „Ein paar habe ich wieder zurückgeschickt, die müssen ausgetauscht werden“, erzählt er. Den neuesten Trend, ganz schmale Anzüge in Sandbeige, verweigerte Beckstein. Die musste Hirmer wieder mitnehmen. „Das wäre was für meinen Buben, für mich passt das nicht, so modern“, sagt er. Modebewusst ist er aber geworden. Als der AZ-Fotograf in den Landtag eilte, um Beckstein im Boss-Anzug abzulichten, nahm der fürs Foto gleich seinen Geldbeutel aus der Hosentasche und das Handy aus dem Jackett. Beckstein: „Man hat mir gesagt, ich muss darauf achten, damit der Anzug wirklich perfekt sitzt.“

Angela Böhm

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