Bayernale: München rockt Berlin

Vergessen Sie Hollywood – und bitte auch die Rolling Stones. Die restliche Welt hat jetzt endlich das erkannt, was wir schon lange wissen: München rockt alle an die Wand! München erobert Berlin und macht das Filmfest zur Bayernale.
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Hannah Herzsprung wird von Michael Ballhaus neben acht europäischen Kollegen zum deutschen "Shooting Star" gekürt.
dpa Hannah Herzsprung wird von Michael Ballhaus neben acht europäischen Kollegen zum deutschen "Shooting Star" gekürt.

Vergessen Sie Hollywood – und bitte auch die Rolling Stones. Die restliche Welt hat jetzt endlich das erkannt, was wir schon lange wissen: München rockt alle an die Wand! München erobert Berlin und macht das Filmfest zur Bayernale.

Aus Berlin berichtet Kimberly Hoppe

Doris Dörrie, Hannelore Elsner und Elmar Wepper haben das geschafft, was Sir Ben Kingsley, Penélope Cruz und Sha Rukh Khan noch nicht mal zusammen hingekriegt haben – den absoluten Triumph. Ein Siegeszug mit Seppl-Hut. München erobert Berlin und macht das Filmfest zur Bayernale.

Montag, 19 Uhr vorm Berlinale Palast. Hinter der Absperrung stehen so wenig Fotografen wie nie. Die meisten sind bei der Konkurrenz-Veranstaltung "Cinema for Peace" – und werden es später ihr Leben lang bereuen. Regisseurin Doris Dörrie hat sich passend zum Teppich gekleidet – knallrot. Sieht nach Kampfansage aus. Mit ihrem Film "Kirschblüten – Hanami" ist Deutschlands Kino-Kassenschlagerin zum allerersten Mal im Wettbewerb dabei. Und das zerrt an den Nerven. Das Lampenfieber-Virus hat alle angesteckt: Wepper zupft an seinem Schal, Elsner drückt sich an ihrem Sohn fest, Nadja Uhl hat Gänsehaut und Maximilian Brückner überspielt die Nervosität mit schelmischer Coolness. Aufgeregt schreitet die München-Mannschaft ins Kino. Das Herzrasen geht weiter, der Triumph lässt noch drei Stunden auf sich warten.

Dafür siegt vorab eine andere Münchnerin: Hannah Herzsprung wird von Michael Ballhaus neben acht europäischen Kollegen zum deutschen "Shooting Star" gekürt. Ihre Eltern Bernd und Barbara sind nicht da. Scheidungs-Zoff, Gschpusi-Gaga und Dschungel-Camp gehören hier nicht hin. Hannahs Herz springt, sie reißt die Auszeichnung in die Höhe, strahlt gerührt und jubelt später: "Ich bin so glücklich, dass meine Leistung anerkannt wird!" Von Hannah zum "Hanami"-Höhepunkt. Nach der Film-Vorführung ist es für drei Minuten beängstigend still im Riesen-Saal. Dann bricht der Jubel-Trubel los: Begeisterungsschreie, Applaus ohne Ende und sogar Standing Ovations. Dörrie erklimmt die Bühne, hat Tränen in den Augen, versucht vergeblich das Publikum zu beruhigen. Die Hauptstadt ist völlig aus dem Häuschen. Schließlich sagt Dörrie: "Die letzten zwei Stunden waren für mich wie eine OP am offenen Herzen ohne Narkose. Jetzt, wo ich merke, der Film kommt an – das ist das Großartigste, was es gibt." Die Bayern lassen sich feiern. Selbst auf der Aftershow-Sause in der Puro Lounge können sie ihr Glück noch immer kaum fassen. Elsner zur AZ: "Den Moment im Kino vergesse ich nie. Das ist Adrenalin und Glück pur." Auch auf der Party thronen die Münchner über Berlin - im 20. Stock.

Da rutscht selbst der Glamour-Gipfel alias die "Cinema for Peace"-Gala in den Schatten. Dabei haben sich Heike Makatsch, Jasmin Tabatabai, Gabriele Inaara Begum Aga Khan, Jette Joop und Nadja Auermann extra so doll aufgehübscht. Sogar die schwangere Anna Netrebko ist gekommen und - Wow! - auch Oscar-Preisträgerin Hilary Swank, Banken-Erbe und Umwelt-Aktivist David de Rothschild, Joseph Fiennes, Sir Bob Geldof und 700 weitere VIPs. Neben zig Auszeichnungen und einem Edel-Menü wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, einen Skandal zu servieren.

Saif al-Gaddafi: Der Schocker des Abends

Diktator-Sohn Saif al-Islam al-Gaddafi ist tatsächlich da. Schach-Genie Garri Kasparow zeigt sich "geschockt". Auch Catherine Deneuve wütet zwei Tische weiter. Mon Dieu, dann wird ihr noch der Beruhigungs-Wodka verweigert. Doch das Tuschel-Thema der Nacht ist vielmehr Gaddafis Tischdame: Margarita Mathiopoulos. Wer? Die Gäste erkannten die Ex-Frau von Berlins CDU-Chef Friedbert Pflüger nicht wieder. Grimmig statt glitzernd hatte die Unternehmerin den Staatschef-Spross aus Libyen eingeladen. Ihre Firmen EAG und Aspide sind Sponsoren der Spenden-Nacht. Den Grund erklärte Mathiopoulus so: "Er ist der einzige Menschenrechtsverfechter seines Landes. Viele Leute kennen ihn gar nicht richtig." Und wollten das an diesem Abend auch nicht ändern.

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