Bayern sagt Mikroplastik in Kosmetika den Kampf an

Im Bundesrat setzt der Freistaat Bayern eine Initiative durch, die der Flut an schädlichen Kunststoffzusätzen in Cremes und Shampoos ein Ende bereiten soll.
Stefan Lang |
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Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts werden in Deutschland 922 Tonnen Mikroplastik pro Jahr für Kosmetika verwendet.
Bernd Wüstneck/dpa Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts werden in Deutschland 922 Tonnen Mikroplastik pro Jahr für Kosmetika verwendet.

München - Sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, richten aber verheerende Umweltschäden an: Winzige Plastikteilchen, sogenannte Mikro- und Nanoplastiken. Sie landen in den Gewässern, werden von ihren Bewohnern aufgenommen und sind über die Nahrungskette letztlich auch für Menschen eine Gefahr.

Eine Quelle des Übels sind Kunststoffmikropartikel, wie sie in Schönheits- und Pflegeprodukten verwendet werden.

Bundesrat fordert Verzicht der Hersteller auf Mikroplastik

Bayern hat diesen Teilchen den Kampf angesagt und am Freitag im Bundesrat eine Initiative durchgesetzt, die der Mikroplastik-Flut ein Ende setzen soll. Das hehre Ziel: Kosmetika sollen frei von Mikroplastik werden, wie Bayerns Bundesratsminister Florian Herrmann (CSU) der AZ sagte. Die synthetischen Stoffe seien verzichtbar, denn sie könnten durch natürliche Substanzen ersetzt werden, argumentierte Herrmann. Nun solle dafür die Industrie in die Pflicht genommen werden. "Der Einsatz von Kunststoffzusätzen in Kosmetika und anderen Pflegeprodukten soll bis 2020 beendet werden", sagte Herrmann.

Falls dies über eine freiwillige Selbstverpflichtung der Kosmetikhersteller nicht gelinge, "muss die Politik handeln".

Prüfung von Verboten auf europäischer und nationaler Ebene 

Der Bundesrat will für diesen Fall die Bundesregierung in die Pflicht nehmen, um auf europäischer Ebene auf ein Verbot hinzuwirken. Aber auch nationale Verbote oder Produktbeschränkungen aus Gründen des Gewässer-, Meeres- und Gesundheitsschutzes möchte der Bundesrat von der Bundesregierung prüfen lassen. Herrmann lobte die bestehende, freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen zur Verringerung von Mikroplastik in den Produkten, weil sie bereits zu einem Rückgang kleinster Plastikpartikel in Kosmetika und Pflegeprodukten geführt habe.

Er kritisierte gleichzeitig aber auch, dass diese Stoffe nach wie vor eingesetzt würden. "Insbesondere beim Verzicht auf flüssige Plastikzusätze muss noch deutlich nachgebessert werden", sagte Herrmann.

Anträge zu Kunststoffverbot in Kosmetika an die Bundesregierung

Der Bundesratsminister begrüßte ausdrücklich einen ähnlichen Antrag der Länder Hamburg, Thüringen, Berlin und Bremen. Ihr Ansinnen wurde auf Empfehlung des Agrarausschusses mit dem Antrag Bayerns zu einem gemeinsamen Text kombiniert.

Dieser Text wird nun der Bundesregierung zugeleitet. Diese entscheidet, ob sie das Anliegen der Länder aufgreifen will. Feste Fristen hierfür gibt es nicht.

Große Mengen Mikroplastik für Kosmetika verwendet

Zu Mikroplastik zählen nach gängiger Definition alle Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts werden in Deutschland pro Jahr 922 Tonnen Mikroplastik für Kosmetika verwendet. Zum Vergleich: Für Wasch-, Putz- und Reinigungsartikel werden 55 Tonnen Mikroplastik pro Jahr eingesetzt.

Bayern hatte als erstes Bundesland bereits Anfang 2014 eine Initiative gegen Mikroplastik gestartet und hierzu unter anderem Forschungsprojekte zu den Auswirkungen auf die Gewässer im Freistaat in Auftrag gegeben.

Lesen Sie hier: UN-Abkommen zu Plastikmüll - Regierung unterstützt Forderung

Lesen Sie hier: Großer Teil der Meeressäuger mit Mikroplastik belastet

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