Bayern: Mehr Hundebisse

Die Attacken von Vierbeinern haben im Freistaat deutlich zugenommen. Für das Innenministerium ist klar: Mehr Tiere, mehr Bisse. Die Zahlen – und was Kritiker davon halten.
von  rom
In Bayern gibt es mehr Bissverletzungen durch Hunde.
In Bayern gibt es mehr Bissverletzungen durch Hunde. © dpa

Die Attacken von Vierbeinern haben im Freistaat deutlich zugenommen. Für das Innenministerium ist klar: Mehr Tiere, mehr Bisse. Die Zahlen – und was Kritiker davon halten

München - Anfang April letzten Jahres am Flaucher. Ein Mädel (15) trifft sich mit Freunden, als ein Rottweiler durchdreht und sie krankenhausreif beißt. Nur ein Fall von vielen. Denn: Die Zahl der Hundeangriffe steigt im Freistaat, wie nun Experten warnen.

Fälle in Bayern: 533 Mal hat im vergangenen Jahr ein Hund einen Menschen im Freistaat angegriffen. Das ist ein deutlicher Anstieg. Zum Vergleich: 2011 waren es 13 Prozent weniger (471 Fälle), so ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums. Rechnet man auch noch die Beißattacken hinzu, bei denen ebenfalls Hunde, Katzen und andere Tiere Opfer wurden, waren es 2014 sogar 985 Fälle.

Der Ländervergleich: Eine offizielle bundesweite Statistik gibt es nicht. Aber die einzelnen Innenministerien geben Zahlen heraus. Und da sieht es nicht nur in Bayern schlecht aus: In Sachsen wurden 2014 so viele Fälle wie seit acht Jahren nicht mehr registriert: 267 Menschen wurden dort verletzt, darunter auch 39 Kinder. In Berlin wurden nach offiziellen Zahlen etwa 600 Menschen im vergangenen Jahr von Hunden gebissen. In Schleswig-Holstein waren es 140 Angriffe, in Baden-Württemberg bewegte sich die Zahl der Fälle von fahrlässiger Körperverletzung, bei denen Hunde beteiligt waren, nach Auskunft des Landeskriminalamts in den vergangenen Jahren jeweils um eine vergleichsweise hohe Zahl: 1100.

Die Beißer: Wer jetzt sofort an Kampfhunde denkt, der irrt: Von den 533 Fällen in Bayern haben nur 28 Mal Kampfhunde zugeschnappt. Als Kampfhunde gelten nach dem Innenministerium Tiere mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit wie Pitbull oder Bullterrier. Bei 90 Prozent der Bissverletzungen ist es tatsächlich der eigene oder ein bekannter Hund, das haben Experten nun im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlicht.

Die Gebissenen: Überproportional oft trifft es Kinder, schreiben die Experten in dem Magazin weiter. „Dem Biss des Tieres liegt meist eine gestörte Interaktion zugrunde. Häufig wurde das Tier erschreckt, geärgert oder beim Fressen gestört.“

Die Gründe: Als Hauptgrund für die wachsende Zahl der Hundeattacken hat das Bayerische Innenministerium einen ganz einfachen Grund ermittelt: Hunde werden immer beliebter, immer mehr Menschen halten sich einen als Haustier. „Und wenn mehr Hunde auf den Straßen sind, kommt es auch zu mehr Beißattacken“, so die Folgerung des Ministeriums. Mit einer wachsenden Aggressivität der Hunde habe dies nichts zu tun. Nach Erkenntnissen des Industrieverbands Heimtierbedarf stieg die Zahl der in Deutschland gehaltenen Hunde zwischen 2011 und 2014 um 26 Prozent auf 6,8 Millionen.

Die Kritik: Der Verband für das Deutsche Hundewesen sieht die Statistiken skeptisch. So stelle sich etwa in Sachsen die Frage, ob die Zahl der Beißvorfälle tatsächlich so stark gestiegen sei oder ob der Polizei nur mehr Fälle bekanntwurden, sagt Verbandssprecher Udo Kopernik. „Da wir in der Bundesrepublik leider keine einheitlichen Regeln zur Registrierung von Hunden haben und in den meisten Bundesländern dazu überhaupt keine Daten erfasst werden, ist es eigentlich kaum möglich, derartige Meldungen seriös zu bewerten und einzuordnen.“

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.