Bayerische Seilschaft in Krimml abgestürzt: Polizei ermittelt Unglücksursache

Krimml/Altötting - Die österreichische Polizei hat ihre Befragungen von Zeugen einen Tag nach dem schweren Alpinunglück nahe Krimml im Salzburger Land weitgehend abgeschlossen. Der einzige Überlebende des Absturzes am 3.263 Meter hohen Gabler in den Zillertaler Alpen habe jedoch noch nicht gehört werden können, teilten die Behörden am Montag mit.
Der 75-Jährige liegt schwer verletzt im Landeskrankenhaus Salzburg und ist derzeit nicht ansprechbar. Es sei fraglich, ob er sich angesichts seiner schweren Kopfverletzungen überhaupt an den Unfallhergang erinnern kann, hieß es. Der Mann stammt ebenso wie die fünf Toten aus der Nähe des oberbayerischen Wallfahrtsortes Altötting.
Ein Bergführer beobachtete das Unglück
Allein drei Tote im Alter zwischen 34 und 70 Jahren wohnten in Burgkirchen an der Alz, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim mitteilte. Ein Toter (65) stammte aus Garching an der Alz, ein weiterer (56) aus Emmerting. Der Überlebende kommt aus Kastl. Mit einer Ausnahme gehörten alle Opfer der Sektion Burgkirchen des Deutschen Alpenvereins (DAV) an.
Die österreichische Polizei und der DAV bezogen sich bei ihren Darstellungen des Unfallhergangs auf einen Bergführer, der das Geschehen beobachtet hatte. Demnach wollte gegen 10:00 Uhr in etwa 3.000 Metern Höhe der Letzte der Seilschaft umkehren. Dabei soll der Zweite am Seil ausgerutscht sein und die Männer 200 Meter in die Tiefe gerissen haben. Der Steilhang hat an der Unfallstelle eine Neigung von 40 Grad und ist komplett mit blankem Eis bedeckt. Die Gruppe stürzte in eine Gletscherspalte. Geführt wurde die Seilschaft nach den Ermittlungen von dem 70-Jährigen.
Die Bergsteiger waren nach DAV-Angaben am Morgen von der Zittauerhütte aufgebrochen und wollten den Gabler besteigen. Auf dem Gletscher Wildgerloskees habe die Gruppe umdrehen wollen. Dabei verlor ein Mitglied auf dem blanken und steilen Gletscher den Halt und stürzte gemeinsam mit den anderen Seilpartnern in die Tiefe.
Der DAV zeigte sich tief betroffen. "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen der Verstorbenen", teilte der Alpenverein mit. Er sprach von einem typischen sogenannten Mitreißunfall. "Bergsteiger müssen auf dem Gletscher situativ entscheiden, ob sie die Möglichkeit eines Spaltensturzes höher werten als die Wahrscheinlichkeit eines Mitreißunfalls", erläuterte DAV-Sprecherin Andrea Händel. Aufgrund dieser Einschätzung entscheide sich, ob man sich anseilt oder nicht. Die verunglückte Gruppe hatte sich für das Anseilen entschieden.
Das Kriseninterventionsteam des DAV ist nach Angaben der Sprecherin in engem Kontakt mit den Angehörigen der Opfer. Ein Abschiednehmen von den Toten werde organisiert. Auch eine von der Sektion Burgkirchen organisierte Trauerfeier werde erwogen.
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