Bank unter Betrugsverdacht: Goldman Sachs wehrt sich

Die unter Betrugsverdacht stehende US-Investmentbank Goldman Sachs sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. «Wir haben sicherlich nicht gegen unsere Kunden gewettet», heißt es in einer Stellungnahme von Bankchef Lloyd Blankfein.
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Die neue Goldman Sachs-Zentrale in New York.
dpa Die neue Goldman Sachs-Zentrale in New York.

NEW YORK - Die unter Betrugsverdacht stehende US-Investmentbank Goldman Sachs sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. «Wir haben sicherlich nicht gegen unsere Kunden gewettet», heißt es in einer Stellungnahme von Bankchef Lloyd Blankfein.

Sein Haus habe auch nicht wie vorgeworfen massiv auf fallende Immobilienpreise gesetzt und damit vom Leid der anderen Anleger profitiert. Im Gegenteil: Goldman Sachs habe Geld verloren.

Die US-Börsenaufsicht SEC wirft Goldman Sachs vor, mehrere Kunden hinters Licht geführt zu haben. Die Wall-Street-Größe soll unter anderem der deutschen Mittelstandsbank IKB ein Paket von schrottreifen Hypothekenkrediten verkauft haben. Seit knapp zwei Wochen belastet der Vorwurf die komplette Bankenlandschaft. Andere Institute hatten ähnliche Finanzprodukte aufgelegt. Anleger fürchten nun teure Schadenersatzklagen und eine härtere Regulierung.

Bankchef Blankfein wird zusammen mit anderen Führungskräften an diesem Dienstag einem Untersuchungsausschuss des US-Senats Rede und Antwort stehen. Er wies die Anschuldigungen der SEC scharf zurück und warb um Verständnis für sich und die Branche. «Ich verstehe, wie eine solche komplizierte Transaktion für manche Menschen aussehen muss. Sie fühlen sich bestätigt in ihrer Annahme, dass die Wall Street außer Kontrolle geraten ist.»

Die Krise hatte die Investmentbanken in Verruf gebracht. Es bildete sich der Stereotyp des gierigen Bankers heraus, der um seiner eigenen fetten Boni willen mit windigen Geschäften die gesamte Wirtschaft in den Abgrund reißt. Tatsächlich würden seine Mitarbeiter aber etwa der Regierung helfen, Geld für Schulen oder Straßen aufzutreiben, sagte Blankfein.

Goldman Sachs gehört zu den absoluten Spitzenverdienern der Branche. Selbst in der Krise schrieb die Bank nach einem kurzen Einbruch schnell wieder Milliardengewinne. Das machte sie zum bevorzugten Ziel von Branchenkritikern. Für den Ausschussvorsitzenden Carl Levin ist Goldman Sachs ein Fallbeispiel für das unverantwortliche Agieren der Investmentbanken, die sich auf Kosten ihrer eigenen Kunden bereichert hätten.

«Wenn unsere Kunden glauben, dass wir ihr Vertrauen nicht verdienen, dann können wir nicht überleben», sagte Blankfein. Nach seinen Worten hat Goldman Sachs genauso unter dem Zusammenbruch des Häusermarkts gelitten wie alle anderen. Sein Haus habe hier rund 1,2 Milliarden Dollar verloren. Eine Gesamtrechnung, woher dann die hohen Gewinne mitten in der Krise kamen, blieb er indes schuldig.

Viele Banker sind der Meinung, dass die Klage gegen Goldman Sachs politische Gründe hat. Derzeit treibt US-Präsident Barack Obama seine Finanzmarkt-Reform voran, mit der er die Banken zügeln und die Verbraucher schützen will. Die Branche und die oppositionellen Republikaner stehen dem Vorhaben aber im Weg.

Blankfein stellte sich ausdrücklich hinter eine Finanzmarkt- Reform, die für mehr Transparenz sorgt. Er lehnte aber ein Verbot bestimmter Anlageformen ab. Vor allem die sogenannten Derivate waren in der Krise in Verruf geraten, hatten sich doch viele Investoren mit den teils sehr kompliziert aufgebauten Finanzprodukten verspekuliert. Die Steuerzahler mussten schließlich das Finanzsystem mit Unsummen vor dem Kollaps bewahren.

dpa

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