Bangkok: Chaos-Ende in Sicht
BANGKOK - Der Ministerpräsident Somchai Wongsawat muss abtreten – doch am Flughafen in Bangkok sitzen noch Reisende fest. Demonstranten kündigen ein baldiges Ende der Blockaden an.
Es ist vorbei – fast. Zumindest die thailändischen Regierungsgegner haben ihr Ziel erreicht: Ministerpräsident Somchai Wongsawat musste sein Amt niederlegen. Heute soll die Blockade des Flughafens aufgegeben werden. Bis wieder alles normal läuft, dürfte es aber noch eine Weile dauern.
Nach Schätzungen der Regierung sind 350 000 Reisende in Thailand gestrandet. Die Zahl der Reisenden wächst jeden Tag dramatisch, weil immer mehr Besucher das Ende ihres Urlaubs erreichen und nach Hause streben. Fluggesellschaften versuchen, die Touristen über andere Flughäfen auszufliegen, doch sind die Kapazitäten dort bei weitem nicht ausreichend. Der internationale Passagierflugverkehr ist noch bis Montag unterbrochen.
"Bis der Flugverkehr wieder normal läuft, können Monate vergehen"
Laut dem Deutschen Reiseverband sind mittlerweile 98 Prozent der 1800 Deutschen Touristen, die ihre Thailand-Reise bei einem Veranstalter gebucht haben, daheim. Individualtouristen aber sitzen noch immer fest – so wie der Münchner Wolfgang Haertel. „Ich habe über hundert Mal die Hotline meiner Airline angerufen, warte immer noch auf einen Antwort“, sagt er. Eigentlich sollte er am Samstag zurückfliegen – „aber ich habe mich darauf eingestellt, dass das nicht klappt. Bis der Flugverkehr wieder normal läuft, können Wochen oder sogar Monate vergehen“, schätzt Haertel.
Währenddessen feiert die oppositionelle Protestbewegung der Volksallianz für Demokratie (PAD): Unter dem Druck monatelanger Proteste hat das thailändische Verfassungsgericht die Regierung entmachtet. Die Richter ordneten am Dienstag die Auflösung der Regierungspartei PPP und zweier Koalitionsparteien an und begründeten ihre Entscheidung mit Wahlbetrug bei der Parlamentswahl vor einem Jahr. Ministerpräsident Somchai Wongsawat akzeptierte das Urteil und dankte ab.
Die Demonstranten jubeln
Auf dem internationalen Flughafen von Bangkok ist am Dienstag der Flugverkehr wieder angelaufen. Zunächst sei die Landung von Frachtmaschinen ermöglicht worden.
Als die Nachricht vom Urteil bekannt wurde, brachen die Demonstranten in Jubel aus. „Mein Herz ist glücklich“, sagte die 41-jährige Pailin Jampapong unter Freudentränen.Die Blockade der beiden Flughäfen soll am Mittwoch aufgehoben werden, kündigte die PAD am Dienstag an. Ein Regierungssprecher erklärte, die ersten Flüge würden am kommenden Freitag wieder aufgenommen. Die Regierungsgeschäfte übernimmt jetzt der stellvertretende Ministerpräsident Chaowarat Chandeerakul. Innerhalb von 15 Tagen muss das Parlament einen neuen Ministerpräsidenten wählen.
Die Entscheidung verbietet Somchai unsd 59 Parteifunktionären für den Zeitraum von fünf Jahren jede politische Betätigung. Die Protestbewegung begrüßte die Entscheidung mit Jubel, Anhänger der Regierung machten hingegen ihrem Unmut Luft. Bei Sprengstoffanschlägen am Flughafen in Bangkok wurden insgesamt sieben Menschen getötet. Zuletzt wurde am Montagabend eine Granate auf Anhänger der Protestbewegung abgeschossen.
Christoph Landsgesell
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