Bald Steuer für Katzen?

Angeblich töten sie in Deutschland jährlich 50 Millionen Vögel. Experten fordern deswegen einen „ökologischen Ausgleich“
Michael Heinrich |
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Eine Katze hat eine Blaumeise zur Strecke gebracht.
dpa Eine Katze hat eine Blaumeise zur Strecke gebracht.

 

Angeblich töten sie in Deutschland jährlich 50 Millionen Vögel. Experten fordern deswegen einen „ökologischen Ausgleich“

München Dieser Vorschlag wird die Tierfreunde spalten: Der renommierte Vogelkundler Peter Berthold hat eine „ökologische Ausgleichssteuer“ für Katzenhalter gefordert. Der Grund: Die Stubentiger fressen zu viele Vögel, stellen eine große Gefahr für die Artenvielfalt da. Die Reaktionen von Naturschützern sind gespalten.

Berthold, langjähriger Leiter der Vogelwarte am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee, beruft seine Forderung auf eine gerade erschienene US-Studie. „Danach sind die Eingriffe von Katzen in die Tierwelt substanziell“, sagt der 74-Jährige. „Sie können in der Lage sein, beträchtliche Populationen ohne weiteres auszurotten. Für das Aussterben von bisher 33 Vogelarten weltweit sind wesentlich Katzen verantwortlich.“

Jährlich brächten sie in Deutschland 50 Millionen Vögel zur Strecke. Der Grund für diese hohe Zahl: Der Lebensraum vieler Vogelarten ist wegen der Monokulturen in der Landwirtschaft inzwischen auf Hausgärten und Parkanlagen beschränkt – also genau auf das Revier der Katzen.

Eine Steuer für Katzenhalter von etwa 30 Euro jährlich könnte das Problem lösen, glaubt der Vogelforscher: „Damit würde sich die Zahl um mindestens die Hälfte reduzieren.“ Katzen ohne Steuermarke könnten nach Bertholds Plänen kastriert und ins Tierheim gebracht werden.

Auch der bayerische Landesbund für Vogelschutz hat sich mit dem Thema befasst. Laut LBV-Sprecher Markus Erlwein richten Katzen in der Vogelwelt tatsächlich erheblichen Schaden an. Allerdings hält er eine generelle Steuererhebung, ähnlich der Hundesteuer, für übertrieben, sagt Erlwein der AZ. „Über eine moderate Abgabe für Freigänger-Katzen sollte man aber nachdenken. Damit könnten die Kommunen in die Lage versetzt werden, vogelfreundliche Strukturen wie Hecken, Obstbäume oder Blühstreifen auf kommunalen Flächen anzulegen."

Eine solche Abgabe dürfe Katzenhaltern, vielfach alten Leuten, für die ein Haustier ein wesentlicher Lebensinhalt ist, die Haltung einer ausschließlich in der Wohnung lebenden Hauskatze nicht erschweren, so Erlwein. Für „nicht gravierend“ hält dagegen der Naturschutzbund (Nabu) in Baden-Württemberg die Vogeljagd der Katzen und lehnt einer Steuer ab. Und der Tierschutzbund befürchtet, dass eine Katzensteuer dazu führen würde, dass viele Besitzer ihre Tiere einfach aussetzen würden, um sich das Geld zu sparen.

 

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