Bahn-Vielfahrer als Datenkühe

Die Bahn will laut „Spiegel“ Kundendaten verschachern und damit Geld verdienen. Teilnehmern des Bonus-Programms könnte eine Werbe-Flut blühen.
von  mab

 

Die Bahn will laut „Spiegel“ Kundendaten verschachern und damit Geld verdienen. Teilnehmern des Bonus-Programms könnte eine Werbe-Flut blühen.

München - Bahn-Kunden können durchs Fenster gut aus den Zügen hinausgucken – die Bahn oft prima in die Reisenden hinein. Denn die rund 3,1 Millionen Vielfahrer im Bonusprogramm hinterlegen Daten: Ticketpreis, Start- und Zielbahnhof, Wagenklasse, Kaufdatum, Kaufstelle. Diese Angaben will die Bahn künftig „zur Datenverarbeitung und zu Marketingzwecken“ nutzen und so Geld verdienen. Das berichtet der „Spiegel“. Datenschützer sind alarmiert.

Der Plan der Bahn: Mitglieder des Bonusprogramms sollen künftig auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Angebote bekommen – auch von Kooperationspartnern. Übersetzt heißt das: Werbung von Banken, Versicherungen, Tankstellen oder Fastfood-Ketten. „Die Bahn betreibt keinen Datenhandel“, so Chris Newinger, Datenschutzchefin bei der Bahn. Laut „Spiegel“ will der Konzern aber die Daten für seine Partnerunternehmen abgreifen. So oder so dürfte es Werbung hageln. Dreist: Wer der Datenverwendung nicht zustimmt, fliege aus dem Bonusprogramm, so der Spiegel.

Die Bahn gilt ohnehin nicht als guter Hüter geheimer Daten. In der Vergangenheit gab es Pannen. So waren 2011 im E-Ticketsystem „Touch & Travel“ nach einer persönlichen Anmeldung Kundendaten auch für nachfolgende Nutzer sichtbar. 2009 befürchtete die Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dass die Bahn Kundendaten überprüft und Bewegungsprofile erstellt. Das Unternehmen dementierte. Noch unter Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn sorgte 2009 die Schnüffelaffäre für Aufsehen. Damals wurden Mitarbeiter überwacht. Chris Newinger sollte als neue Datenschutzchefin den Imageschaden wieder richten. Mehdorn nahm seinen Hut.

Auch jetzt laufen die Datenschützer wieder Sturm. Die Bahn scheine „ihre Interessen über die schutzwürdigen Interessen ihrer Kunden zu stellen“, sagte der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix dem „Spiegel“. Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter in Schleswig-Holstein, glaubt sogar, die Bahn werde sich „eine blutige Nase holen“. Einen Joker haben die Teilnehmer aber immer, der steht in den Hinweisen zum Datenschutz: „Sämtliche im Rahmen von bahn.bonus erhobenen Daten werden gelöscht, sobald das bahn.bonus-Vertragsverhältnis gekündigt wird“, heißt es da. mab

 

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