Baby in Hamburg gestorben: Wurde Tyler totgeschüttelt?
Hamburg - Ein zwölf Monate alter Junge aus Hamburg, der schwer misshandelt worden sein soll, ist eine Woche nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus gestorben.
Das Baby aus dem Stadtteil Altona-Nord erlag nach Angaben von Oberstaatsanwalt Carsten Rinio im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) seinen Verletzungen.
Zuvor hatten die Online-Ausgabe der "Bild"-Zeitung und NDR 90,3 über den Tod des Jungen berichtet. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) äußerte sich tief erschüttert.
Oberstaatsanwalt Rinio sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass der Leichnam des Kindes namens Tayler noch am Sonntagabend im Institut für Rechtsmedizin untersucht werden sollte. Ergebnisse würden frühestens für Montag erwartet. Tayler wurde nach Rinios Angaben vermutlich durch Schütteln erheblich verletzt. Ermittelt werde gegen die 22 Jahre alte Mutter des Kindes und ihren 26 Jahre alten Lebensgefährten, der nicht der Vater sei.
Medienberichten zufolge wurde die Familie vom Jugendamt betreut. Nur einen Tag bevor das Kind am Samstag vergangener Woche ins UKE gebracht wurde, hatte demnach eine sozialpädagogische Familienhilfe die Familie besucht. Die Fachkraft habe blaue Flecken dokumentiert, aber nicht an den Allgemeinen Sozialen Dienst weitergemeldet, hieß es. "Das ist nach unserem Kenntnisstand so gewesen", sagte am Sonntag ein Sprecher des Bezirksamts Altona. Die Jugendhilfeinspektion sei eingeschaltet worden, um dem nachzugehen. Die Bezirksamtsleitung werde alles dafür tun, um aufzuklären, wie es dazu kommen konnte. "Wir untersuchen den Gesamtkomplex", kommentierte Rinio.
Nach Medienberichten, die der Deutschen-Presse-Agentur bestätigt wurden, war Tayler bereits im Sommer wegen eines Schlüsselbeinbruchs im Krankenhaus. Das Jugendamt wurde demnach eingeschaltet und Tayler von seiner Mutter getrennt. Nach wenigen Wochen sei er aber der 22-Jährigen zurückgegeben worden, hieß es.
Am Tag der Klinikeinweisung des Jungen seien Taylers Mutter und ihr Lebensgefährte vorläufig festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gelassen worden, sagte Rinio. "Die Voraussetzungen eines Haftbefehls lagen nicht vor." Der Oberstaatsanwalt bestätigte, dass die 22-Jährige ein weiteres Kind habe, das in Obhut genommen worden sei.
In Hamburg waren in der Vergangenheit immer wieder Fälle von schwerer Kindesmisshandlung bekanntgeworden. Erst Ende November hatte das Landgericht einen 27-Jährigen wegen schwerer Kindesmisshandlung zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Er hatte nach Überzeugung des Gerichts seinen drei Monate alten Sohn so heftig geschüttelt, dass dieser seit der Tat Ende April schwerstbehindert ist.
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