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Auto fährt in Mannheim in Menschenmenge – Tatverdächtiger schießt sich bei Festnahme in den Mund

Mitten in der Mannheimer Innenstadt steuert ein Auto in eine Menschenmenge. Mindestens zwei Menschen kommen ums Leben, mindestens elf weitere werden verletzt.
von  AZ/dpa
In Mannheim kommt es derzeit zu einem großen Polizeieinsatz.
In Mannheim kommt es derzeit zu einem großen Polizeieinsatz. © Dieter Leder/dpa

Mannheim - Der Fahrer, der mit seinem Auto in der Mannheimer Innenstadt in eine Menschengruppe gefahren sein soll, hat seine Opfer nach Erkenntnissen der Polizei mit Absicht angesteuert. Es habe sich schnell herausgestellt, dass es sich bei dem Vorfall in Mannheim um eine gezielte Fahrt gehandelt habe, bei der bewusst mehrere Personen erfasst worden seien, sagte Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer. Die Straße war laut Polizei nicht mit Pollern oder Absperrungen gesichert, weil es dafür keinen Anlass gegeben habe. Dort fahre die Straßenbahn entlang, zudem habe der Lieferverkehr Zugang zur Straße, so Schäfer.

Der Täter hinter war bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Es gebe ein paar Vorstrafen, die lange zurücklägen, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler in Mannheim. Dabei gehe es um eine Körperverletzung, für die er eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe vor über zehn Jahren, außerdem ein Fall von Trunkenheit im Verkehr.

Bei der letzten Tat handle es sich um ein Delikt im Bereich von Hate Speech aus dem Jahr 2018. Er habe einen entsprechenden Kommentar auf Facebook abgesetzt und sei deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt worden. 

Täter von Mannheim ist Landschaftsgärtner

Der Täter hinter der Todesfahrt von Mannheim ist von Beruf Landschaftsgärtner. Ob er aber gerade gearbeitet habe, wisse man nicht, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler in Mannheim. Er sei ledig, habe nach Erkenntnissen der Ermittler keine Kinder und keine Partnerin oder keinen Partner. Man gehe davon aus, dass er allein gelebt habe, so Schüssler. 

Bislang zwei Tote und elf Verletzte in Mannheim

Bei der Todesfahrt in der Mannheimer Innenstadt sind zwei Menschen getötet worden, elf weitere Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Unter den Toten sind eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Die Ermittler gehen derzeit nicht von einem politischen Hintergrund aus, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Mannheim sowie das Landeskriminalamt mitteilten. Der mutmaßliche Autofahrer, ein Deutscher, wurde nach dpa-Informationen festgenommen und liegt verletzt im Krankenhaus. Von weiteren Tätern geht die Polizei nicht aus.

Bei seiner Festnahme hat sich der Tatverdächtige mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen. Entsprechende Medienberichte bestätigte der Präsident des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger, bei einer Pressekonferenz. Der Gesundheitszustand des 40-jährigen aus Ludwigshafen sei derzeit stabil. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem Mord vor. Man habe ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes eingeleitet, sagte Romeo Schüssler, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim.

Nach Augenzeugenberichten soll der Mann mit seinem Wagen vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter langen Planken, die Haupteinkaufstraße, gerast sein und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Auf den Planken und rund um den Wasserturm findet derzeit ein Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften statt.

Einem dpa-Reporter zufolge lagen Trümmer am Ort des Geschehens. Auf Fotos ist zudem der völlig demolierte schwarze Kleinwagen des mutmaßlichen Fahrers zu sehen.

Fußgängerzone in Mannheim war nicht mit Pollern gesichert

Die Straße in der Mannheimer Innenstadt, auf der ein Mann in eine Menschengruppe gefahren sein soll, war laut Polizei nicht mit Pollern oder Absperrungen gesichert. Auf den sogenannten Planken gebe es Straßenbahnverkehr, zudem gebe es die Möglichkeit, dass Lieferverkehr in die Straße einfahre, sagte Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer. 

Polizei: Mannheimer Innenstadt meiden

Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Angaben zum Fahrer oder zu Hintergründen wurden noch nicht mitgeteilt. Die Polizei bat Menschen, die Innenstadt zu meiden und großräumig zu umfahren. 

Um Betroffene zu versorgen, wurde eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet. Die Uniklinik Mannheim setzte nach eigenen Angaben einen Katastrophen- und Einsatzplan um, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Derzeit würden zwei Erwachsene und ein Kind mit hoher medizinischer Dringlichkeit versorgt.

Fall weckt Erinnerungen 

Der Fall weckt Erinnerungen an mehrere Anschläge, bei denen in den vergangenen Wochen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren, erst Mitte Februar in München. Eine Frau und ihre zweijährige Tochter starben, als ein Mann mit seinem Auto in der Maxvorstadt in einen Verdi-Demozug fuhr, Dutzende Menschen wurden verletzt. 

Im Dezember 2024 kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. 

Ende Mai vergangenen Jahres hatte zudem auf dem Mannheimer Marktplatz der mutmaßliche Islamist Sulaiman A. fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Polizist Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen. Ein anderer Beamte schoss den Angreifer nieder. Die Bundesanwaltschaft geht nach eigenen Angaben davon aus, dass der Angeklagte Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hegt. Der mutmaßliche Täter steht derzeit in Stuttgart vor Gericht.

Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.

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