Auto fährt in Berlin in Menschengruppe: Bekennerschreiben gefunden!

Berlin - Nachdem ein Autofahrer in Berlin in eine Menschengruppe gefahren ist, hat die Polizei nach dpa-Informationen in dem Wagen ein Bekennerschreiben gefunden. Über den Inhalt wurde zunächst nichts bekannt. Zuvor hatte die "Bild" über das Bekennerschreiben berichtet.
Dem Bericht zufolge soll das Motiv des Fahrers nicht politisch gewesen sein. Die "Bild" zitierte einen Ermittler: "Auf keinen Fall ein Unfall – ein Amokläufer, ein eiskalter Killer." Eine Polizeisprecherin bestätigte das zunächst nicht.
Auto rast in Menschengruppe: Eine Frau stirbt, mehrere Personen schwer verletzt
Bei dem Vorfall am Mittwochvormittag nahe der Gedächtniskirche ist eine Frau ums Leben gekommen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden sechs Personen lebensgefährlich verletzt, drei weitere schwer. Hinzu kämen mehrere Leichtverletzte.
Der Mann fuhr seinen Renault-Kleinwagen an der Straßenecke Ku'damm und Rankestraße auf den Bürgersteig des Ku'damms und in eine Menschengruppe.
Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße Richtung Osten. Kurz vor der Ecke Marburger Straße lenkte er den Wagen erneut von der Straße auf den Bürgersteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Straße und landete im Schaufenster eines Parfümerie-Geschäfts.
Nahe der Kreuzung Kurfürstendamm, Rankestraße und Tauentzienstraße lag nach dem Vorfall eine abgedeckte Leiche. Eine Sprecherin der Parfümerie-Kette Douglas bestätigte den Unfall. Es habe im Geschäft keine Verletzten gegeben.

Festgenommener Täter ist bereits polizeibekannt
Der Fahrer wurde vorläufig festgenommen. Er sei zunächst von Passanten festgehalten worden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz am Vormittag vor Ort. Der Mann – laut Polizei ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier – soll um 10.26 Uhr in die Personengruppe gefahren sein.
Der Täter war nach dpa-Informationen mit einem Auto unterwegs, das seiner älteren Schwester gehört. Er soll der Polizei bereits bekannt gewesen sein, allerdings nicht in Zusammenhang mit Extremismus.
Mehrere Stunden nach dem Vorfall wurde am Mittwochnachmittag das Europacenter zum Teil geräumt. Grund sei die genauere Untersuchung des Autos des Täters, das gegenüber des großen Einkaufszentrums auf der anderen Seite der Tauentzienstraße stand. Es gehe um eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls sich in dem Wagen etwas Gefährliches befinden sollte, so die Polizei.
Giffey: "Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen"
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. "Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen", sagte Giffey am Mittwoch. Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären. "Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben."

Giffey weiter: "Ich bin tief betroffen von diesem schlimmen Ereignis heute Vormittag." An der Gedächtniskirche war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt. Auf den Vorfall angesprochen, sagte Giffey: "Es ist eine Situation, wo man denkt: Um Gottes willen, nicht schon wieder! Ob das jetzt ein Zufall war, der Ort, ob das ein bewusst gewählter Ort war, das wissen wir alles noch nicht."
Berliner Polizei nach Vorfall: Verbreiten Sie keine Aufnahmen im Netz
Die Berliner Polizei ruft dazu auf, keine Bilder vom tödlichen Vorfall an einer Einkaufsstraße zu posten. "Wir bitten Zeuginnen und Zeugen, Hinweise und Mediendateien zum Geschehen #Tauentzienstraße an unser Hinweisportal zu übersenden", twitterte die Polizei am Mittwochmittag. "Bitte verbreiten Sie keine Aufnahmen vom Ereignisort im Netz. #b0806 #Charlottenburg."
In Berlin weckt der Vorfall auch Erinnerungen an den Tod von vier Menschen im Bezirk Mitte im Jahr 2019: Ein Mann war damals mit seinem schweren Wagen von der Invalidenstraße abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete auf dem Gehweg einen Dreijährigen und seine Großmutter sowie zwei Männer. Im Februar 2022 war der Fahrer zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren.