Australier muss doch Mann oder Frau sein

SYDNEY - Nur kurze Zeit währte die Freude des gebürtigen Schotten, der in Australien offiziell als geschlechtslos anerkannt wurde – jetzt machte das zuständige Amt einen Rückzieher.
Ein gebürtiger Schotte, der weder Mann noch Frau sein will, ist in Australien als Mensch "ohne bestimmtes Geschlecht" offiziell anerkannt worden - allerdings nur kurzzeitig. Wenige Tage danach machte das Standesamt von New South Wales das zunächst ausgestellte Dokument wieder ungültig.
Das Standesamt hatte Norrie May-Welby (48) ein geburtsurkundenähnliches Dokument ausgestellt, auf dem in der Rubrik männlich/weiblich "ohne bestimmtes Geschlecht" eingetragen war. Die Beamten ließen sich darauf ein, nachdem Ärzte bezeugt hatten, dass das Geschlecht nicht eindeutig festzustellen sei. Doch nun änderte das Amt seine Meinung.
Nach einer neuen Rechtsauskunft könne das Papier nur ausgestellt werden, wenn das Ergebnis einer Geschlechtsumwandlung eindeutlig männlich oder weiblich sei, hieß es. Somit verliere das von May-Welby seine Gültigkeit. "Ich fühle mich wie gesellschaftlich gemeuchelt", sagte May-Welby am Donnerstag und kündigte an, weiter zu kämpfen, um offiziell als geschlechtslos anerkannt zu werden.
Nach der Ausstellung der Urkunde hatte May-Welby noch gejubelt: "Es ist nur ein Papier, aber bahnbrechend. Wenn mich jetzt jemand fragt: sind sie Herr oder Frau May-Welby, kann ich getrost sagen: weder noch, und hier ist der Beweis." May-Welby wurde als Junge geboren. Er kam mit seinen Eltern als Siebenjähriger nach Australien, 1983 unterzog er sich einer Operation zur Geschlechtsumwandlung.
Er/sie wollte dann aber trotzdem weder eindeutig als Mann noch als Frau identifiziert werden. "Ich sehe mich weder als das eine noch als das andere", schrieb May-Welby in einem Blog. "Manchmal benutze ich die Damentoilette aus Bequemlichkeit, aber ich ziehe mich mit meinen schwulen Freunden in der Herrenumkleidekabine um." (dpa/nz)