Auftrag per Internet: Mörder soll ermordet werden

Hochspannung vor dem Prozess in Dresden: Ein Scheich ruft zur Tötung eines Russlanddeutschen auf, der eine Ägypterin erstochen hatte. 200 Polizisten bewachen die Verhandlung, Versöhnungskonzerte werden abgesagt.
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Das Hochzeitsfoto zeigt die erstochene Marwa El-Sherbini und ihren bei der Attacke schwer verletzten Ehemann.
dpa Das Hochzeitsfoto zeigt die erstochene Marwa El-Sherbini und ihren bei der Attacke schwer verletzten Ehemann.

Hochspannung vor dem Prozess in Dresden: Ein Scheich ruft zur Tötung eines Russlanddeutschen auf, der eine Ägypterin erstochen hatte. 200 Polizisten bewachen die Verhandlung, Versöhnungskonzerte werden abgesagt.

DRESDEN/KAIRO Selten hat ein Strafprozess in Deutschland schon vor Verhandlungsbeginn für so viel Hochspannung gesorgt. Ein Mordaufruf gegen den Angeklagten, internationale Verstimmungen und abgesagte Versöhnungs-Konzerte sind die Begleitmusik, wenn heute in Dresden das Verfahren gegen den 29-jährigen Russlanddeutschen Alex W. eröffnet wird. Er soll am 1. Juli die 31-jährige Ägypterin Marwa El-Sherbini mit 18 Messerstichen getötet und ihren 32-jährigen Ehemann schwer verletzt haben.

Am Freitag war bekannt geworden, dass der Prozess vor dem Schwurgericht unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden muss – allein 200 Polizisten werden ständig um das Gebäude patroullieren, der 29-jährige Angeklagte wird durch Sicherheitsglas geschützt (AZ berichtete). Seit Sonntag ist jetzt auch bekannt, warum.

Laut „spiegel online“ ist gegen den mutmaßlichen Mörder von Marwa El-Sherbini im Internet ein Mordaufruf aufgetaucht. Es gibt eine einstündige Audiobotschaft, in der ein Scheich den in Deutschland lebenden Muslimen nahelegt, den Angeklagten zu töten und dafür Gottes Lohn in Aussicht stellt. Die Drohung ist angeblich bereits im Sommer eingestellt und vom Landeskriminalamt Sachsen ausgewertet worden.

Das LKA geht nach eigenen Angaben von einer „hohen Gefährdung“ für die Prozessbeteiligten aus. Die Tat hatte im Ausland, insbesondere in Ägypten großes Aufsehen erregt und Proteste ausgelöst.

Der Witwer von Marwa El-Sherbini hat inzwischen wegen Verletzung der Sicherheits- und Sorgfaltspflichten Strafanzeige gegen den Gerichtspräsidenten und den Vorsitzenden Richter des damaligen Verfahrens gestellt.

Aus Angst vor anti-deutschen Protesten wurden unterdessen zwei Konzerte der Dresdner Staatskapelle abgesagt. Die Auftritte am 31. Oktober und 2. November in Alexandria und Kairo fielen auf Wunsch Ägyptens aus, teilte das Orchesterbüro in Dresden mit.

Die Musiker wollten die Auftritte verbinden mit einer Geste der Versöhnung für die Tötung von Marwa El-Sherbini.

Zahlreiche Ägypter, darunter auch die Familie der Getöteten, hatten gegen die beiden Konzerte des Dresdner Orchesters protestiert. Die Hinterbliebenen schrieben auf einer speziell eingerichteten Internetseite: „Gerechtigkeit für Marwa El-Sherbini geht vor.“

Ein Sprecher des Kultusministeriums erklärte, man habe die Konzerte abgesagt, weil man die Gefühle der Trauernden respektiere und die Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland nicht belasten wolle.

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