Auf in den Südosten? Das sind die Reisetrends 2023
Ist der Urlaub schon gebucht? Nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie beginnen die Deutschen offenbar, die alte Lust am Reisen wiederzuentdecken – doch gestiegene Preise bremsen sie auch wieder.
"Im Moment ist eine generelle Buchungszurückhaltung da. Wir haben zwar mehr Umsatz, aber die Leute reisen weniger – die Urlaube sind einfach teurer geworden", sagt Anke Budde der AZ. Sie ist Präsidentin des Bundesverbands asr, Allianz selbstständiger Reiseunternehmen, in Berlin und selbst Inhaberin eines Reisebüros im Rhein-Main-Gebiet.
Reisesaison 2023: Große Touristikkonzerne sind zuversichtlich
Budde: "Ich hoffe, nachdem wir stark ins Jahr gestartet sind und es dann im März abgeflaut ist, dass wir jetzt ,last minute' noch etwas reinbekommen. Bei mir im Reisebüro kommen jetzt wieder mehr Anfragen."
Auch bei den großen Touristikkonzernen herrscht Zuversicht. Tui-Chef Sebastian Ebel sprach Anfang Mai von einer "starken Buchungsentwicklung" vor allem in den vergangenen Wochen. Mit bis dato 8,3 Millionen Buchungen zählt der Konzern 13 Prozent mehr als im Vorjahr und fast so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Bereits Anfang März verkündete Reiseveranstalter Alltours trotz der hohen Inflation für die diesjährige Sommersaison einen Buchungsboom bei Pauschalreisen.
Doch wohin zieht es die Urlauber in dieser wieder nicht ganz einfachen Lage? Das Vergleichsportal Check24 macht zehn Trendziele für dieses Jahr aus. Ganz vorne liegen alte Bekannte: Mallorca, Türkei, Ägypten, die griechischen Inseln und Madeira.
Außerdem gehe der Trend zu Langzeiturlauben. "Es sind die Ziele, die auch vor Corona beliebt waren", bestätigt Anke Budde die Trends in ihrem Verband: "Die Kanaren sind ein Thema, die Türkei, Ägypten, die klassischen Familienurlaubsziele."
Reiseziele 2023: Ostsee, Nordsee und die Berge sehr gefragt
Aber auch im Inland sind vor allem bekannte Gegenden gefragt: "Trendreiseziele in Deutschland sind immer noch Mecklenburg-Vorpommern mit der Ostsee, die Nordseeküste. Das wird nach wie vor sehr gut nachgefragt, auch die Berge. Aber zwischenzeitlich haben wir auch in den kleineren Regionen wie Elbsandsteingebirge, Sächsische Schweiz, aber auch für die Mosel Nachfragen", berichtet Anke Budde.
Am zufriedensten sind die Gäste übrigens in Bayern, wie eine Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif) ergab. Geht es um einzelne Regionen, liegt das Allgäu vorn, gefolgt vom Berchtesgadener Land und dem Chiemgau.
Zu den Top-Zielen der Deutschen gehören Spanien, Italien, die Türkei und Griechenland
Laut der Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen sind die Top-Ziele der Deutschen in diesem Jahr, neben - ganz vorn - dem eigenen Land (28 Prozent) Spanien (acht Prozent), Italien (sieben), die Türkei und Griechenland (je vier). 16 Prozent planten demnach eine Fernreise, 41 Prozent wollten in weitere europäische Länder.
Eine weitere Umfrage des Berliner Touristikunternehmens Tourlane ergab als Reisetrends für den Sommer 2023 vor allem europäische Länder: Auf Platz eins liegt Urlaub im eigenen Land, gefolgt von Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland und, etwas überraschend, England vor Botswana und Costa Rica.
Reiseziele 2023: Geheimtipps sind Albanien, Ungarn und Slowenien
Was ist mit dem zuletzt oft gehörten Albanien? "Albanien ist wunderschön, man kann dort noch sehr günstig Urlaub machen, es ist nur nicht das klassische Familienreiseziel", sagt Anke Budde. "Mit schönen Stränden, tollen Menschen, sehr schöner Kultur." Anfragen danach kämen aber eben weniger von Familien, eher von Paaren.
Im Südosten Europas finden sich Budde zufolge weitere gute Möglichkeiten für einen bezahlbaren Urlaub. Ihr Tipp? "Neben Albanien: Ungarn, Slowenien, das sind tolle Länder mit sehr hohem Serviceniveau, die sich sehr um ihre Gäste bemühen, aber auch mit klassischer Infrastruktur, wie man sie aus anderen Urlaubsgebieten kennt."
"Urlaubsreisen sind zwischen 30 und 40 Prozent teurer geworden"
Sparen würden die Urlauber ohnehin weniger an der Qualität, sondern vielmehr an der Quantität oder der Anreise, sagt die asr-Präsidentin. "Der Hintergrund ist, dass Urlaubsreisen zwischen 30 und 40 Prozent teuerer geworden sind – je nach Gebiet – und Familien entweder kürzer reisen oder sich sagen, dann bleibe ich im eigenen Land, spare mir die Flugkosten und kann dann aber auch 14 Tage Urlaub machen. Ich habe das jetzt ganz oft gehabt, dass Kunden, die sonst 14 Tage buchen, nur noch zehn Tage fahren."
Sparen die Leute auch bei der Unterkunft? "Nein", sagt Budde, "sie machen keine Abstriche bei der Urlaubsqualität und Versorgung." Gerade den Familien seien All-inklusive-Angebote wichtig. "Zu wissen, ich fahre jetzt in den Urlaub, habe meine 2500 Euro ausgegeben und dann kommt nichts mehr dazu, die Kinder können essen und trinken, so oft sie wollen."
CO2-Fußabdruck interessiert die Deutschen wenig
Grundsätzlich ist für die meisten Deutschen klar, dass sie 2023 reisen wollen. Laut der aktuellen ADAC-Tourismusstudie planen fast zwei Drittel "mit hoher Wahrscheinlichkeit" einen Urlaub.
Wichtig ist dabei 71 Prozent der Befragten eine unkomplizierte und störungsfreie An- und Abreise. Am wenigsten wichtig von acht abgefragten Aspekten: der CO2-Fußabdruck der Reise.
Für junge Menschen ist die Erreichbarkeit des Urlaubsortes ohne Auto wichtig
Für die jüngere Generation sind noch ganz andere Dinge wichtig: etwa "mehr vegetarisches und veganes Essen, aber auch ein regionalisiertes Angebot auf der Speisekarte", wie eine auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin vorgestellte Umfrage ergab.
Obwohl das Auto laut der ADAC-Studie zwischen 2022 das mit Abstand meistgenutzte Hauptverkehrsmittel im Urlaub war, ist für Reisende bis zu 29 Jahren die Erreichbarkeit des Urlaubsortes ohne Auto wichtig. Ihre Ziele finden die Jungen demnach vor allem bei Tiktok und Instagram – wer dort nicht mitspiele, werde nicht gefunden.
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