Atomausstieg - das kann jeder selber machen
Mit dem Bezug vom Ökostrom schlagen Sie der Kernenergie ein Schnippchen.
München - Es ist möglicherweise ein Ausstieg aus der Kern-Energie in Raten, was Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern angekündigt hat. Selbst wenn er wirklich kommen solltet, kann es noch viele Jahre dauern, bis der letzte Atom-Meiler von Netz geht. Doch von heute auf morgen können Sie Ihren privaten Ausstieg bewerkstelligen. Der Aufwand dafür, künftig auf Ökostrom zu setzen, ist gering. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen:
Wie funktioniert die Umstellung? Zunächst müssen Sie sich einen neuen Stromversorger aussuchen. Dies können Sie zum Beispiel über www.verbraucherzentrale-bayern.de, www.toptarif.deoder www.tarifrechner.ok-power.de
Dann müssen Sie ein ausgefülltes und unterschriebenes Vertragsformular samt Vollmacht zur Kündigung des alten Vertrages an den neuen Anbieter schicken. Der übernimmt alle Formalitäten.
Bevor sie einen der genannten Tarifrechner benutzen, müssen Sie ihren letzten Jahresverbrauch in Kilowattstunden und die dafür bezahlten Kosten aus der Stromrechnung ablesen. Ihre Postleitzahl sowie der Jahresverbrauch sind die Grundlage für die individuelle Angebotsübersicht.
Woran erkenne ich, dass ein Anbieter tatsächlich Ökostrom liefert? Das ist in der Tat etwas schwierig, vor allem wenn man sich zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigt, weil es eine Vielzahl von Gütesiegeln und Zertifikaten gibt. Laut Verbraucherzentrale Bayern haben sich das ok-Power-Label, das Grüne-Strom-Label, die Empfehlungen des Ökoinstitutes Freiburg und die Eco TopTen-Stromprodukte am besten bewährt.
Was garantieren diese Labels? Der Strom dieser zertifizierten Anbieter stammt aus erneuerbaren, also umweltfreundlichen Stromerzeugungsanlagen (meist Wind- oder Wasserkraftwerken). Außerdem ist gesichert, dass der Anbieter mit dem Geld Öko-Anlagen baut und fördert.
Manche Anbieter vertreiben Öko-Strom, sind aber gleichzeitig Kunden von
Atomkraftwerken. Kann ich so etwas ausschließen? Wenn Sie die Atomkraft so grundsätzlich ablehnen, dass der Versorger keine Verbindung zu einem Unternehmen haben darf, das auch einen Tarif mit Atomstrom im Angebot hat, dann sollten Sie sich an die Empfehlungen von www.atomausstieg-selber-machen.de halten. Diese sind „EWS”, „Lichtblick”, „Naturstrom” und „Greenpeace Energy”.
Habe ich wirklich Ökostrom in der Steckdose, wenn ich Ökostrom beziehe?
Nein, natürlich bei keinem der Anbieter, auch wenn sie wie die vier genannten grundsätzlich keinen Atomstrom vertreiben.
Der Strom in Ihrer Steckdose unterscheidet sich nicht von anderem Strom, den ihr Nachbar benutzt, der keinen Ökostrom bezieht. Das ist physikalisch bedingt.
Trotzdem ist die Entscheidung für Atomstrom kein Etikettenschwindel, denn Sie fördern in hohem Maße den Ausbau der alternativen Energiequellen und graben der Atomindustrie das Wasser ab.
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