Asteroiden-Abwehr: Schubs statt Bombe

Forscher beraten in Heidelberg über die Asteroiden-Abwehr. Die Technik dazu ist im Ansatz vorhanden, Wissenschaftler setzten auf kleine Kollisionen.
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Heidelberg - Einer war harmlos, der andere schlug ein: Am 15. Februar raste der Asteroid „2012 DA14“ an der Erde vorbei – in Russland schlug am selben Tag ein Meteorit ein. 1491 Menschen wurden verletzt, Videos der Explosion gingen um die Welt. Um die Gefahr durch Asteroiden besser vorhersagen zu können, trafen sich gestern in Heidelberg 60 Wissenschaftler zu einem Symposium.

Dabei ging es viel um Größe und Zeit. Für die Forscher ist der Einschlag in Russland nichts besonderes. Seit Jahren beschäftigen sich die Geowissenschaftler und Astronomen damit, was man gegen die Gefahr durch Asteroiden tun kann. „Tsunamis und Erdbeben können wir mehr schlecht als recht vorhersagen“, so Mario Trieloff, Geophysiker an der Uni Heidelberg zur AZ. Die potentielle Gefahr durch Asteroiden sei um ein vielfaches größer. Schlagen Himmelskörper, die größer als ein Kilometer sind, auf der Erde ein, dann kann es durch den aufgewirbelten Staub auf der ganzen Erde dunkel werden. Pflanzen würden absterben. Dazu die Verwüstungen des Einschlags.

Die gute Nachricht: 90 Prozent der etwa 1000 Asteroiden, die mit einem Durchmesser von über einem Kilometer der Erde gefährlich werden könnten, sind bekannt. Die schlechte Botschaft gleich hinterher: Bei etwas kleineren Asteroiden bis 500 Meter Durchmesser sieht die Zahl anders aus: Etwa 100000 davon gibt es, schätzt Trieloff, „und nur wenige Prozent kennen wir“.

Mittlerweile ist auch Europa aufgewacht. Vor Jahren forschten nur die Amerikaner an den Möglichkeiten, Asteroiden-Einschläge zu verhindern. Jetzt gibt es auch ein europäisches Netzwerk, ESA-Forscher sind auch mit der Partie.

Bei der Asteroiden-Abwehr ist der Faktor Zeit entscheidend. Wird ein gefährlicher Himmelskörper Jahre im voraus entdeckt, dann wären auch die Abwehrmaßnahmen vergleichsweise harmlos. „Ein kleiner Schubs einer Sonde würde genügen, und der Asteroid flöge an der Erde vorbei“, erklärt Trieloff. Rettung in letzter Minute ginge wohl nur noch mit einer Sprengung – etwa durch eine Atombombe. Dieses aus Hollywoodfilmen bekannte Szenario soll aber, wenn es nach den Forschern geht, Fiktion bleiben. Die Gefahren sind nicht überschaubar.

Also doch besser schubsen: Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut in Freiburg forschen gerade daran, wie sich verschiedene Gesteinsarten bei Kollisionen verhalten. Denn nicht jeder Asteroid ist aus dem gleichen Material, jeder Himmelskörper würde anders reagieren. Immerhin: Die Technik einen Asteroiden aus der Bahn zu bringen, sagt Mario Trieloff, „ist im Ansatz vorhanden“.

 

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