Aschewolke über Europa: Verlierer und Gewinner
Die Flugzeuge stehen still - in der Luft geht nichts mehr. Doch wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner. Wer von dem Chaos profitiert – und wer darunter leidet. Ein Überblick
Des einen Leid, des anderen Freud’. Wem bereitet die Aschewolke Sorgen? Und wem beschert sie buchstäblich mehr Asche?
DIE VERLIERER
Bauma: Die weltweit größte Fachmesse bekommt das Vulkan-Chaos zu spüren. Am ersten Tag waren merklich weniger Besucher vor allem aus den USA da. Bis zum Mittag fehlten 80 von 3150 Firmen aus Übersee. Die betroffenen Aussteller versuchten, auf Umwegen anzureisen.
Taxifahrer: „Wir haben mindestens 20 bis 30 Prozent weniger Umsatz im gesamten Taxigeschäft als zu normalen Bauma-Zeiten“, schätzte Reinhard Zielinski von der Taxi-München eG. Es gibt aber auch einzelne Glückspilze in der Branche. So weiß Zielinski von Taxifahrern, die Kunden bis Wien oder Brüssel bringen durften.
Hotels: Im Buchungssystem des Tourismusamts waren gestern reichlich Zimmer zu haben. „Das sind die Bauma-Stornierung“, hieß es. Im Conrad Hotel de Ville in der Schillerstraße blieben am Sonntag 30 Prozent der Gäste aus – ohne sich abzumelden. Conrad Mayer, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands, schätzt, dass es im Rest der Stadt ähnlich aussieht. Vor allem Hotels, die viele Gäste aus Übersee haben, gehören wohl zu den Verlierern.
Autobus Oberbayern: Der Lufthansa Airport Bus fährt normalerweise alle 20 Minuten. Doch wer musste gestern schon zum Flughafen? Es wurde zwar noch ein Stunden-Takt angeboten, aber die Fahrzeuge waren in der Regel leer. Ähnlich die Lage bei den Bauma-Bussen. Andererseits bringt das Vulkan-Chaos Zusatzfahrten in Metropolen. Bilanz: „Momentan sieht’s eher so aus, als zählen wir ein Stück weit zu den Verlierern.“
Allergiker: Die DAK rät Asthmatikern, Atemspray bereit zu halten, das Allergie-Netzwerk Myallergie glaubt, dass Menschen mit Atemwegsproblemen von der Vulkanasche betroffen sein werden. Allerdings räumen die Experten ein, dass genauere Untersuchungen fehlen.
Fluglinien: Mindestens 148 Millionen Euro verlieren die europäischen Airlines pro Tag durch das Flugverbot. Das sagt der Luftfahrtverband IATA.
Deutsche Wirtschaft: 40 Prozent der deutschen Exporte gehen nach Auskunft des Bundesverbands der Industrie (BDI) auf den Luftweg. Meldungen, wonach die deutsche Wirtschaft pro Tag 100 Millionen einbüßt, wollte BDI-Geschäftsführer Hans-Peter Keitel nicht bestätigen.
BMW: Der Münchner Autobauer kann derzeit keine Getriebe und andere wichtige Komponenten in die USA fliegen. „Wenn der Flugstopp noch zwei Tage weiter geht, dann wird es kritisch“, sagt ein Sprecher. Dann drohen weltweit Bandstillstände.
Griechenland: Eine Expertenrunde der EU sollte Details für’s Hilfspaket klären – das Treffen wurde abgesagt, aber die Zeit drängt. Solange das Paket nicht unter Dach und Fach ist, muss Athen weiter fast doppelt so hohe Zinsen zahlen wie Deutschland.
DIE GEWINNER
Mitfahrzentrale: Fahrgemeinschaften sind begehrt. Mitfahrzentrale.de verzeichnete 50 Prozent zusätzliche Nachfrage. Problem: Die Zahl der Fahrer, die jemanden mitnehmen wollen, wuchs kaum. Sprich: 30 Prozent der Extra-Anfragen gingen ins Leere.
Mietwagen: „Wir spüren eine höhere Nachfrage“, heißt es bei der Autovermietung Sixt. Es seien aber noch Mietwagen vorhanden – insbesondere an den Flughäfen.
Bahn: Das Flugverbot hat den Fernzügen der Bahn knapp ein Drittel mehr Kunden beschert. In den vergangenen Tagen waren bis zu 30 Prozent mehr Reisende in ICE und Intercity unterwegs. Normalerweise sind es im Schnitt täglich rund 340 000 Fernzugpassagiere. lj, mm
- Themen:
- BMW
- Deutsche Lufthansa AG
- Europäische Union
- ICE