Arrivederci, Papa!
Auf dem Petersplatz werden eine Viertelmillion Gläubige erwartet, darunter Hunderte aus Bayern.
Rom Durch Millionen von Touristen und Pilgern, die jährlich nach Rom kommen, ist die Stadt am Tiber ja einiges gewöhnt. Doch der für heute erwartete Ansturm wird alles in den Schatten stellen. Denn heute verabschiedet sich der deutsche Papst Benedikt XVI. von den Gläubigen. Zu der Generalaudienz werden – bei Sonnenschein und Temperaturen bis zu 13 Grad Celsius – 250000 Menschen erwartet. Eine Zahl, die Polizei und Verkehrsbetriebe der Metropole vor Schwerstarbeit stellt. Dabei sind auch hunderte von Katholiken aus Bayern
. Der Ansturm hat sogar die Verantwortlichen im Vatikan überrascht. Ursprünglich war geplant gewesen, die Audienz im Audienzsaal „Aula Paolo VI.“ stattfinden zu lassen. Nun wurde der letzte öffentliche Auftritt des deutschen Papstes auf den Petersplatz verlegt. Auf dem wird der scheidende Pontifex noch einmal ein Bad in der Menge nehmen. Mit dem Papamobil wird er sich über den Platz fahren lassen, um möglichst vielen Gläubigen nahe zu kommen. Dieser päpstliche Wunsch bringt die Sicherheitskräfte ins Schwitzen. Ihre Anstrengungen werden enorm sein. Scharfschützen werden auf den Dächern rund um den Vatikan postiert sein, Polizisten in Zivil und sogar in Priesterkleidung durch die Menge patrouillieren, Sprengstoffexperten und Geheimdienste in Scharen im Einsatz sein.
Benedikts Abschied ist aber auch ein Medienereignis: Zeitungen, Fernseh- und Radiosender aus aller Welt haben Teams nach Rom entsandt, bei der Anmeldung im Pressezentrum des Vatikans bildeten sich am gestern Morgen Schlangen. Sowohl die Abschiedsaudienz als auch Benedikts Abflug aus dem Vatikan wird in vielen Ländern live übertragen. Nicht auf diese Übertragungen werden viele hunderte von Pilgern aus Bayern angewiesen sein, die eigens für die Generalaudienz angereist sind – in Flugzeugen, Bussen, Bahnen oder mit dem Privatwagen. Mit dabei: Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Frau Karin. Nach der Generalaudienz bekommen die beiden allerdings standesgemäß noch eine Extra-Wurst: Eine persönliche Begegnung mit Benedikt XVI. Auch Münchens Kardinal Reinhard Max ist in Rom, wird den letzten Auftritt des Papstes zusammen mit Weihbischof Wolfgang Bischof und dem Vorsitzenden des Diözesanrates, Hans Tremmel, verfolgen. Doch die Musi spielt woanders.
Zum Beispiel dort, wo sich die knapp 30 Musikanten der Stadtmusik Traunstein platziert haben. Die dürfen vor der Audienz unter Leitung von Augustin Spiel dem Papst ein Ständchen bringen. „Es ist uns eine Ehre und ein einmaliges Erlebnis, dass wir bei der letzten Generalaudienz dabei sind, dem Papst unsere Referenz aus der Vaterstadt erweisen dürfen“, sagt Spiel. Zur Erklärung: Josef Ratzinger ging eine Zeitlang in Traunstein in die Schule. Optisch untermalt werden die heimatlichen Klänge von zahlreichen Trachtengruppen und den bayerischen Gebirgsschützen.
Doch mehr als alle folkloristischen Darbietungen interessiert Millionen von Katholiken in aller Welt der Inhalt der letzten Ansprache ihres Oberhauptes. Erklärt der Papst noch einmal seine Beweggründe? Wird er Bilanz ziehen? Was gibt er den Gläubigen und der Kirche mit auf den Weg? Millionen von Menschen, auf dem Petersplatz und an den TV-Geräten werden heute Mittag die Antwort kennen.
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