Armut in Europa führt zu Einbrüchen in Deutschland

Die Armut in Teilen Europas führt nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) zu mehr Einbrüchen in Deutschland. BKA-Chef Holger Münch warnt zudem vor einem neuen Ausmaß der Gewalt gegen Asylsuchende in Deutschland.
von  dpa

Berlin - Die Armut in Teilen Europas führt nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) zu mehr Einbrüchen in Deutschland. "Wir müssen das Armutsgefälle in Europa betrachten", sagte BKA-Chef Holger Münch den Zeitungen der Funke Mediengruppe zur steigenden Zahl von Einbrüchen.

"In Staaten wie Georgien ist die Arbeitslosigkeit hoch, die Einkommen sind gering. Also versuchen die Menschen auf andere Weise an Geld zu kommen." Die Polizei habe es zunehmend mit Einbrecherbanden zu tun, die für ihre Taten aus dem Ausland nach Deutschland kämen.

"Die Zahl der ermittelten ausländischen Tatverdächtigen hat stark zugenommen, während die Zahl deutscher Täter stetig abnimmt", sagte Münch in dem Interview. "Serben, Rumänen, Albaner, aber auch Georgier stehen hier im Fokus. Die Einbrecherbanden sind sehr mobil, die Täter agieren in wechselnden Teams und erbeuten neben Bargeld vor allem Gegenstände, die sich auf dem Schwarzmarkt leicht verkaufen lassen." Nach kurzer Zeit verließen die Täter Deutschland wieder oder zögen in andere Regionen weiter.

Nur ein kleiner Teil der mutmaßlichen Täter werde gefasst. "15 Prozent sind zumindest ausreichend, um Muster und Tendenzen zu erkennen", erklärte der BKA-Chef. "Wir sprechen hier immerhin von gut 17 000 Tatverdächtigen."

Steigende Gewalt-Qualität gegen Flüchtlinge

Münch warnte zugleich vor einer neuen Art der Gewalt gegen Asylsuchende in Deutschland: "Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Qualität der Gewalt steigt. In diesem Jahr gab es bereits 45 Brandstiftungen."

Die Täter sind überwiegend männlich und fast 80 Prozent kommen laut BKA aus dem Ort, an dem auch die Straftat verübt wurde. Aktuell habe das BKA keine Erkenntnisse auf überregionale rechtsextremistische Strukturen, die gezielt Anschläge auf Flüchtlinge organisierten. Die Gewalttäter agierten eher lokal.

"Allerdings sehen wir durchaus das Risiko der Bildung krimineller oder gar terroristischer Strukturen - ausschließen dürfen wir das nicht und nehmen diese Gefahr sehr ernst", ergänzte der BKA-Präsident.

Zudem zeigte sich Münch besorgt über die steigende verbale Gewalt durch Hasskriminalität im Internet. "Die Zahl der Delikte, die wir hier im Jahr 2015 registriert haben, hat sich innerhalb eines Jahres verdreifacht und liegt bei etwa 3000 Fällen", so der BKA-Chef. "Wir gehen davon aus, dass verbale Gewalt eine Vorstufe für Übergriffe auf Flüchtlinge sein kann - die Sprache kommt häufig vor der Tat."

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