ARD-Kommentar: Kampf dem Fremdenhass im Netz!

In einem denkwürdigen Tagesthemen-Kommentar fordert ARD-Moderatorin Julia Reschke einen "Aufstand der Anständigen" gegen fremdenfeindliche Postings im Internet.
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"Dagegen halten - Mund aufmachen" - Anja Reschkes Tagesthemen-Kommentar gegen Fremdenhass-Postings im Internet.
ARD "Dagegen halten - Mund aufmachen" - Anja Reschkes Tagesthemen-Kommentar gegen Fremdenhass-Postings im Internet.

Wer dieser Tage Partei für Flüchtlinge ergreift, wer mehr Engagement und Solidarität fordert, kann sich eines ganz gewiss sein: Dass er im Internet mit Spott, Häme, Hass und manchmal sogar Bedrohungen für Leib und Leben konfrontiert wird.

Berlin - Dass es in Deutschland so weit gekommen ist, ist nicht nur traurig, es ist beschämend. Dieser untragbare Zustand hat die ARD-Moderatorin Anja Reschke jetzt zu einem denkwürdigen Auftritt veranlasst. In den Tagesthemen kommentierte die Monitor-Frontfrau die aktuelle Diskussions- und Protestkultur (oder den Mangel an selbiger) mit deutlichen Worten:

Hier ihr Kommentar im Wortlaut:

"Wenn ich mich jetzt hier hinstelle und öffentlich sage: Ich finde, Deutschland soll auch Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen – was glauben Sie, was dann passiert? Es ist nur eine Meinung, die darf man äußern. Schön wäre also, wenn darüber sachlich diskutiert würde. Aber so würde es nicht laufen. Ich bekäme eine Flut von Hasskommentaren. 'Scheiß Kanacken, wie viel wollen wir noch aufnehmen, sollen abhauen, soll man anzünden ...', all sowas halt. Wie üblich.

Bis vor kurzem haben sich solche Kommentatoren noch hinter Pseudonymen versteckt. Aber mittlerweile wird sowas längst unter Klarnamen veröffentlicht. Anscheinend ist das nicht mal mehr peinlich. Im Gegenteil, auf Sätze wie 'Dreckspack, soll im Meer ersaufen' bekommen sie ja auch noch begeisterten Zuspruch und eine Menge Likes. Wenn man bis dahin ein kleiner rassistischer Niemand war, fühlt man sich da natürlich plötzlich ganz toll.

Jetzt kann man sagen: 'Ja gut, Idioten gibt es immer – am besten ignorieren.' Aber es sind ja eben nicht nur Worte. Sondern es gibt sie ja schon – die Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Die Hasstiraden im Internet haben ja längst gruppendynamische Prozesse ausgelöst. Die Zahl der rechtsextremen Gewalttaten ist gestiegen.

So kann es nicht weitergehen. Nun ist die eine Möglichkeit Strafverfolgung – das wird auch zunehmend gemacht. Ein Facebook Hetzer aus Bayern wurde gerade zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt. Das zeigt schon mal Wirkung.

Aber das alleine reicht nicht. Die Hassschreiber müssen kapieren, dass diese Gesellschaft das nicht toleriert. Wenn man also nicht der Meinung ist, dass alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verjagt, verbrannt oder vergast werden sollten, dann sollte man das ganz deutlich kundtun.

Dagegen halten, Mund aufmachen. Haltung zeigen, öffentlich an den Pranger stellen: Einige sehr verdienstvolle Blogs tun das schon. Aber es sind noch zu wenige. Der letzte Aufstand der Anständigen ist 15 Jahre her. Ich glaube, es ist mal wieder Zeit. Und: Ich Freude mich schon jetzt auf die Kommentare zu diesem Kommentar."

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