Anti-Diät-Tag: Warum Hungern nicht beim Abnehmen hilft
München - Kohlsuppe, Low-Carb, Eiweißpulver: Gerade im Frühjahr warten Zeitschriften und immer neue Ratgeberbücher mit innovativen Wegen zur schnellen Bikini-Figur auf. Der Diät-Markt boomt, Low-Fat-Produkte und Zuckerersatzstoffe feiern Dauerkonjunktur.
Auch, weil Werbung und Medien kontinuierlich den optimierten Körper präsentieren: Schlank, frei von Cellulite und fit wie ein Turnschuh. Das Paradebeispiel: „Germany’s Next Topmodel“.
Diesem Schönheits- und Schlankheitswahn entgegen steht am Dienstag bereits zum 22. Mal der Internationale Anti-Diät-Tag, ins Leben gerufen 1992 von der britischen Feministin Mary Evans Young, nachdem sie ihre Magersucht besiegt hatte. Ihre Botschaft: Diäten bringen nichts, sie können dem Körper, zu exzessiv betrieben, sogar schaden.
Dass Diäten oft nicht den gewünschten Effekt haben, bestätigte 2012 eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK): Von 2154 befragten Frauen gaben 50 Prozent an, ein Jahr nach ihrer Diät wieder gleich schwer zu sein. Ein Viertel der Frauen war sogar schwerer als vor der Hungerkur.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA kommt zu einem ähnlichem Ergebnis: 86 Prozent der Teilnehmer verschiedenen Therapien zur Gewichtsreduktion hatten nach einem Jahr wieder ihr Ausgangsgewicht erreicht.
Diesen Jojo-Effekt kennt jeder, der schon auf eine Blitz-Diät gesetzt hat: Kaum isst man wieder normal, kehren die Pfunde auf die Hüften zurück. Schuld ist die Evolution: Jede Diät versteht unser Körper als „Hungersnot“. Kriegt der Körper weniger Kalorien als er braucht, geht er zwar an seine Reserven und man verliert Gewicht. Gleichzeitig registriert der Körper aber auch einen Mangel – und lagert, sobald er wieder mehr Nahrung bekommt, umso mehr davon ein. Ein Teufelskreis.
Warum also fallen wir alle Jahre wieder auf die Versprechen der Konsumindustrie herein und starten die nächste Diät?
Schuld ist unsere verzerrte Selbstwahrnehmung: Statt den Körper zu akzeptieren, wie er eben ist, streben wir nach der vermeintlichen Selbstoptimierung. Bei manchen bis hin zur Essstörung - allein in Bayern ließen sich im Jahr 2012 knapp 3000 Menschen stationär wegen Essstörungen behandeln, davon 93 Prozent Frauen, die meisten zwischen 15 und 30 Jahren alt.
Ob man tatsächlich eine Diät nötig hat, lässt sich leicht anhand des Body Mass Index (BMI) berechnen: Körpergewicht in Kilogramm (z.B. 65) dividiert durch das Quadrat der Körpergröße in Metern (z.B. 1,65 x 1,65). Liegt der Wert zwischen 19 und 24, ist alles in Ordnung und eine Diät für gesunde Menschen aus medizinischer Sicht nicht nötig.
Dem Institut für Altersvorsorge zufolge kann leichtes Übergewicht sich sogar positiv auf die Lebenserwartung auswirken: Die Extra-Pfunde dienen dem Körper bei Krankheiten als Kraftreserve für die Genesung.
Sie wollen trotzdem ein paar Pfunde loswerden? Wie das langfristig und ohne Diät klappt, lesen Sie heute in der gedruckten Ausgabe der AZ auf Seite 5.
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