Anschlag oder Amok: Wie tickte der Todesschütze in Fort Hood?

Amerika rätselt über den 39-jährigen Militärpsychiater. Die einen vermuten politische Motive, andere sehen einen verzweifelten Soldaten
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Amerika rätselt über den 39-jährigen Militärpsychiater. Die einen vermuten politische Motive, andere sehen einen verzweifelten Soldaten

Ein Islamist? Ein durchgedrehter Soldat? Nach dem Blutbad, bei dem 13 Menschen starben, darunter 12 Soldaten, rätselt Amerika über den Täter, den Militärpsychiater Nidal Malik Hasan, der derzeit schwer verletzt im Krankenhaus liegt.

Kollegen, Familie und Bekannte zeichnen ein Bild, das schwankt zwischen einem engagierten Soldaten und einem antiamerikanischen Islamisten. Bob Cone, Kommandeur des Stützpunkts, berichtete gestern, Augenzeugen hätten gehört, dass der Täter vor Abgabe der Schüsse „Allah ist groß“ gerufen habe. Mit Sicherheit war Hasan ein Mann, der mit den Kriegen der USA haderte und auf keinen Fall im Ausland eingesetzt werden wollte.

Hasan kam in Virginia zur Welt

Die Eltern waren aus einem palästinensischen Dorf in die USA eingewandert, Hasan wurde in Virginia geboren. Vor seinem Medizinstudium war er acht Jahre lang Berufssoldat, 2001 machte er seinen Abschluss und arbeitete danach am Walter-Reed-Militärkrankenhaus, wo er sich auf psychische Störungen von Soldaten spezialisierte.

Seit Juli war er in Fort Hood, arbeitete mit Heimkehrern und mit Soldaten, die sich auf Einsätze vorbereiteten. Dass Hasan selbst in den Irak geschickt werden sollte, bestätigte das Militär bisher nicht.

Eine Tante erzählte, Hasan sei nach den Anschlägen vom 11. September 2001 immer wieder wegen seines Glaubens schikaniert worden. Laut „New York Times“ prüft die Polizei Interneteinträge, die unter dem Namen Nidal Hasan gemacht wurden. Der Schreiber verteidigt Selbstmordattentäter: Wer sich so für seine Glaubensbrüder opfere, sei vergleichbar mit einem Soldaten, der sich auf eine Granate wirft, um seine Kameraden zu schützen. Ob die Einträge wirklich von dem Schützen stammen, sei aber noch offen.

Wollte Hasan schon länger aus der Armee ausscheiden?

Hasans Cousin zeigt sich völlig entsetzt und überrascht. „Unsere Familie liebte Amerika“, sagt er. Seine Familie sei voller Trauer für die Familien der Opfer. Er habe aber Probleme mit dem Militär gehabt. „Die Idee, an die Front zu müssen, hat ihn entsetzlich mitgenommen“, sagt sein Cousin Nader. „Täglich erzählten ihm die Leute von dem Horror, den sie da drüben erleben.“ Bekannte berichten, Hasan hätte schon länger versucht, aus der Armee auszuscheiden und das Geld für die Ausbildung zurückzuzahlen.

Terry Lee, ein Oberst im Ruhestand, der lange mit Hasan zusammengearbeitet hatte, sagte, Hasan habe gehofft, dass Obama die US-Truppen aus Afghanistan und dem Irak abziehe. Hasan habe gesagt, „wir sollten überhaupt nicht im Krieg sein“.

Als Assistenzarzt im Krankenhaus, so sagt sein damaliger Ausbildungsleiter Thomas Grieger, habe Hasan „gewisse Schwierigkeiten“ gehabt und sich deswegen in Behandlung begeben. Hasan habe aber nie schlecht vom Militär oder seinem Land gesprochen.

Nach dem Amoklauf befrchten Muslime in den USA Übergriffe

Faizul Khan, der Imam einer Moschee, in die Hasan oft ging, schildert ihn als Muslim von Kinderbeinen an. Ein Video zeigt ihn wenige Stunden vor dem Anschlag in einem Geschäft in der traditionellen weißen Tracht gläubiger Muslime. Hasan sei auch oft in Uniform in die Moschee gekommen, sagt der Imam. „Ich hatte den Eindruck, dass er ein engagierter Soldat war.“ Sie hätten nie über Politik gesprochen, eher über Persönliches. So hätte Hasan eine Frau gesucht. In der Partnervermittlung der Moschee habe sich Hasan eingetragen, als Nationalität „Palästinenser“ angegeben, obwohl er in den USA geboren war.

Muslime in den USA befürchten nun Übergriffe. Die Council on American-Islamic Relations (Cair), die größte muslimische Bürgerrechtsgruppe, verurteilte die Tat als „unentschuldbar“. Keine religiöse oder politische Ideologie rechtfertige Gewalt.

ta

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