Anschlag auf BVB-Bus in Dortmund: Polizei nimmt verdächtigen Deutsch-Russen fest!

Dortmund - Sergej W. kennt sich mit Elektrotechnik aus. Von der Berufsschule in Freudenstadt wurde er sogar für seine Fähigkeiten ausgezeichnet. Doch am 11. April nutzte der 28-Jährige sein Wissen für einen teuflischen, menschenverachtenden Plan: Per Fernzündung soll der Deutsch-Russe versucht haben, den Mannschaftbus von Borussia Dortmund in die Luft zu sprengen. Aus Habgier. Um durch den Absturz der Vereins-Aktie Millionen einzunehmen.
Beamte der GSG9 nahmen ihn am frühen Freitagmorgen in Tübingen fest, als er sich gerade auf den Weg zum örtlichen Heizwerk machte, in dem er seit einem Jahr arbeitet.
Die Bundesanwaltschaft hält W. für einen Einzeltäter. Sie wirft ihm 20-fachen versuchten Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und gefährliche Körperverletzung vor.
Ein Tipp der Bank führte zum BVB-Bomber
Auf die Spur gekommen waren die Ermittler dem mutmaßlichen Bombenleger durch einen Tipp der "Comdirect"-Bank. Deren Aktienspezialisten hatten eine Verdachtsanzeige wegen Geldwäsche gestellt, weil jemand wenige Stunden vor dem Anschlag vom BVB-Mannschaftshotel "L'Arriveé" aus für 79.000 Euro 15.000 Put-Optionen (siehe unten) auf die Aktie von Borussia Dortmund gekauft hatte: Sergej W. Finanziert hatte er den Aktienkauf über einen Verbraucherkredit.
Der 28-Jährige hatte bereits Mitte März für den Zeitraum vom 9. bis 13. April sowie für die Zeitspanne vom 16. bis zum 20. April ein Zimmer im Hotel reserviert. Hintergrund: Am Tag der Buchung stand noch nicht fest, wann Dortmund in der Champions League zuhause gegen Monaco antreten würde.
Zum ersten Mal wunderten sich die Hotel-Angestellten über den Gast, als Sergej W. das angebotene Zimmer mit Blick zum Wald ablehnte.
Stattdessen bestand er darauf, im Dachgeschoss zu wohnen, zur Straßenseite hin. Von dort hatte er freie Sicht auf die Route, die der Mannschaftsbus nehmen würde.
Innenminister: "Besonders perfide Art"
An der Strecke hatte er drei mit Metallstiften gespickte Rohrbomben versteckt. "Die Zündung erfolgte nach derzeitigem Erkenntnisstand für jeden Sprengsatz separat über eine funkausgelöste elektrische Schaltung", so die Bundesanwaltschaft. Splitter verletzten Verteidiger Marc Bartra am Handgelenk. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma.
Nach dem Anschlag machte sich Sergej W. erneut verdächtig: Während andere Hotelgäste aufgeregt das Geschehen verfolgten, schlenderte er seelenruhig in den Speisesaal und bestellte sich ein Steak.
Laut Innenminister Thomas de Maiziére war der Verdächtige mehrere Tage intensiv beobachtet worden, bevor die Spezialeinheit zugriff. Dass W. versucht hatte, mit gefälschten Bekennerschreiben eine Terror-Spur zu legen, verurteilte der CDU-Politiker als "besonders perfide Art, mit der Angst der Bevölkerung zu spielen".
AZ-Hintergrund: Put-Optionen - 3,9 Millionen Euro Gewinn?
Der Anschlag auf den Mannschaftsbus sollte offenbar einen Kursverlust der BVB-Aktie auslösen. Über Verkaufs- oder Put-Optionen wollte der Täter davon profitieren. Wie funktioniert dieses Konstrukt?
Im Grunde handelt es sich um eine Wette: Ein Investor spekuliert darauf, dass ein Kurs fällt, die andere Seite – oft eine Bank – hält dagegen und bekommt dafür eine kleine Prämie. Rutscht die Aktie nun tatsächlich unter den zwischen beiden Seiten vereinbarten Preis, kann der Investor die Differenz als Gewinn einstreichen.
Vor allem wenn der Kursrutsch schnell und heftig ausfällt, rechnet sich das für den Investor. Es winkt ihm die Chance, binnen kürzester Zeit seinen Kapitaleinsatz zu vervielfachen. Laut Bild hätte Sergej W. ein Plus von 3,9 Millionen erzielen können, wenn sein mörderischer Plan aufgegangen wäre.