An alle Couch-Potatoes: Ab wann Bewegung als Sport gilt
München - Wer seine Jogginghose vor allem auf dem heimischen Sofa anstatt beim Sport trägt und das Wort Marathon hauptsächlich mit Netflix-Serien verbindet, der tut sich oft schwer, sportliche Aktivitäten in seinen Alltag zu integrieren. Aber Bewegung ist wichtig, um gesund zu bleiben. Das ist sogar den größten Couch-Potatoes mittlerweile klar geworden.
Daher motivieren sich auch die meisten Sportmuffel öfter zu einem zügigien Spaziergang oder sie lassen den Lift links liegen und nehmen die Treppe. Aber reicht das wirklich? Oder wirkt sich diese Art der Bewegung nur auf das schlechte Gewissen, nicht aber auf die körperliche Gesundheit, positiv aus? Ist es möglicherweise doch nötig, "richtigen Sport" zu betreiben? Und ab wann gilt Bewegung dann tatsächlich als Sport?
Im Fokus steht die Intensivität
Die Grenze zwischen Bewegung und Sport ist nicht eindeutig, erklärt Christine Graf, Professorin am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule in Köln im Interview mit der WELT. "Jede körperliche Aktivität, bei der Energie verbraucht wird, ist Bewegung – aber deshalb nicht gleich Sport. Sport ist es erst, wenn man das Ziel hat, fitter zu werden oder an sportlichen Wettkämpfen teilnehmen will. Im Fokus steht dabei also die Intensivität, und die ist individuell. Wenn man eine Belastung als etwas stärker ansieht und dabei ein bisschen schwitzt und ein bisschen aus der Puste kommt, ist es Sport."
Wer sich also während der körperlichen Aktivität nicht mehr entspannt unterhalten kann und ins Schwitzen kommt, der kann von sich behaupten, dass er Sport treibt. Kann man aber noch gut nebenher plaudern und schwitzt auch nicht, so geht die Bewegung nur als "leichte körperliche Aktivität", nicht aber als Sport durch.
Was den einen nicht mal anstrengt, kann also für jemand anderen schon eine Hochleistungsaktivität sein. Demzufolge ist auch Treppensteigen für viele Menschen bereits Sport.
Auch leichte Aktivität wirkt sich positiv aus
Zudem wirkt sich auch leichte körperliche Aktivität positiv auf die Gesundheit aus und sollte daher keineswegs belächelt werden. "Alles hat gesundheitlichen Nutzen! Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, 150 Minuten pro Woche mit Bewegung in moderater Intensivität zu verbringen", empfiehlt Graf. Spaziergänge, der Sprint zum Bus und sogar Staubsaugen helfen also ebenfalls, um fit zu bleiben.
Leider ist es damit aber noch nicht getan. "Laut WHO kommen noch 75 Minuten Bewegung mit hoher Intensität dazu – da muss man richtig ins Schwitzen geraten und die Bewegung als anstrengend empfinden", erklärt Graf. Couch-Potatoes müssen also doch ab und an die Zähne zusammenbeißen und richtigen Sport treiben. Für alle Sportmuffel, die jetzt entmutigt sind, hat Hochschulprofessorin Graf jedoch einen Rat: "Man muss sich nur bewusst werden, wie viel man sich eigentlich schon bewegt. Dann kann man sich überlegen, wie man noch mehr einbauen kann. Oder noch intensivere Bewegungen machen kann. Vielleicht mit dem elastischen Band zuhause? Oder beim Fahrrad eine Pedale schneller treten."
Man muss also nicht plötzlich zur Sportskanone werden, um gesund zu leben und fit zu bleiben. Auch Treppensteigen und Fahrradfahren können als Sport durchgehen, solange man dabei aus der Puste kommt!
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