Amokschütze von Winnenden: Die Waffe brachte er vom Elternhaus mit
WINNENDEN - Schock, Trauer und Entsetzen in der Stadt Winnenden. Noch völlig unklar ist das Motiv, das einen 17-Jährigen zum Amokläufer an seiner ehemaligen Schule werden ließ. Die Waffe hatte er sich offenbar im ungesicherten Arsenal seines Vaters besorgt.
Der 17-jährige Todesschütze von Winnenden hat sich nach Informationen von Tagesspiegel.de aus dem Waffenarsenal seines Vaters bedient. "Das war ungesichert", sagte ein Sicherheitsexperte. Der Täter namens Tim K. habe mit einer Schusswaffe der italienischen Marke Beretta auf die Opfer gefeuert. Der Hintergrund der Tat sei bislang nicht zu erkennen. Es gebe keine Hinweise auf ein rechtsextremes Motiv, auch der als Waffennarr geltende Vater sei nicht als Rechtsextremist aufgefallen.
"Wir können aber derzeit nichts ausschließen", hieß es in Sicherheitskreisen. Klarheit werde es erst geben, wenn die Wohnräume der Familie durchsucht sind. Im Rems-Murr-Kreis, in dem Winnenden liegt, gibt es seit Jahren Probleme mit der rechtsextremen Szene.
Der Amokläufer hat am Mittwoch an der Albertville-Schule im baden-württembergischen Winnenden und in einem Einkaufsmarkt in Wendlingen insgesamt 16 Menschen getötet. Anschließend wurde er selbst von Polizisten erschossen. Der Täter war nach Polizeiangaben im Jahr 2007 mit einem Abschluss von der Albertville-Realschule abgegangen.
Über sein Motiv konnte zunächst nur gerätselt werden. Ob er sich möglicherweise von dem Amoklauf im US-Bundesstaat Alabama, wo in der Nacht zu Mittwoch elf Menschen getötet wurden, beeinflussen ließ, war zunächst unklar.
Baden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU) sagte, der junge Mann sei an der Schule nie auffällig gewesen und habe anschließend eine Ausbildung begonnen. Seine Eltern besitzen laut Polizei legal Waffen. Eine von ihnen fehlte, als die Polizei das Haus in Leutenbach in der Nähe von Winnenden durchsuchte.
Nach dem Amoklauf hat der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, die Einrichtung von Zugangssicherungssysteme in Schulen ins Gespräch gebracht. „Es ist überlegenswert, wie in anderen großen Gebäuden Zugangssicherungssysteme mit Chipkarten zu installieren“, sagte Freiberg der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). Schärfere Maßnahmen wie Metalldetektoren in Schulen halte er aber nicht für sachgerecht. Einen „hundertprozentigen Schutz“ gebe es nicht, sagte Freiberg. (AZ, dpa, AP)