Amoklauf von Fort Hood: Warnzeichen missachtet
Der Militär-Psychiater, der 13 Menschen erschoss, hatte Kontakt zu einem radikalen Muslim und rechtfertigte islamische Selbstmordattentate – doch das FBI schlug die Hinweise in den Wind
WASHINGTON Fünf Tage nach dem Amoklauf von Fort Hood fand gestern Abend auf dem amerikanischen Stützpunkt eine bewegende Trauerfeier statt. US-Präsident Barack Obama, seine Frau Michelle und die Militärführung gedachten der 13 Soldaten, die von dem Psychiater Major Nidal Malik Hasan getötet worden waren. Doch neben der Trauer treibt die Nation auch die Frage um: Hätte die schreckliche Bluttat verhindert werden können?
Denn FBI und Army bestätigten, dass sie seit längerem wussten, dass der Major Kontakt zu einem radikalen Muslim hatte. Zehn bis 20mal habe er dem im Jemen lebenden Imam Anwar al-Awaki E-Mails geschrieben und auch Antworten erhalten. Awaki lebte bis 2002 in den USA, bis zum vergangenem Jahr war er im Jemen inhaftiert. Er soll enge Verbindungen zu Al Kaida haben.
Der Imam betreibt einen Blog, in dem er sich immer wieder kritisch über die Politik der USA geäußert hat. Am Montag lobte er den Amokläufer: „Nidal Hasan ist ein Held“. Er habe es nicht ertragen, „ein Muslim zu sein und in einer Armee zu dienen, die gegen sein eigenes Volk kämpft“. In der Tat sollte Hasan im November nach Afghanistan verlegt werden. Dies habe ihn schwer belastet, er habe bis zuletzt versucht, die Versetzung zu verhindern, so seine Familie.
Der Konflikt, einer Armee zu dienen, die in zwei islamischen Staaten Krieg führte, beschäftigt den Muslim schon lange. So hatte Hasan schon im Jahr 2007 eine Fortbildung von Militärärzten zu einem Seminar über den Islam umfunktioniert. Er forderte, es Muslimen zu ermöglichen, als Wehrdienstverweigerer aus der Army entlassen zu werden: „Es wird für Muslime immer schwerer, ihre Präsenz in einem Militär, das im Dauerkrieg gegen andere Muslime zu stehen scheint, zu rechtfertigen“, sagte Hasan laut „Fox News“. Auch verteidigte er die Selbstmordattentate von gläubigen Muslimen.
Die Behörden hatten also mehrere Warnsignale: Das Schüren von antiamerikanischer Stimmung, die Verbindung zu Al Kaida und die Haltung zu Selbstmordattentaten. Trotzdem kamen die verantwortlichen Ermittler zu dem Schluss, dass die Aktivitäten Hasans nicht ausreichend verdächtig seien, um eine formelle Ermittlung einzuleiten. Nicht nur die „Chigaco Tribune“ fragt deswegen „ob die Ermittler nicht alles getan haben, das den Amoklauf mit seinen 13 Toten verhindern hätte können?“
Schon vor der Trauerfeier am gestrigen Abend versprach allerdings der Kommandeur von Fort Hood, Generalleutnant Robert Cone „eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls“. Die Ermittlungen müssten auf jeden Fall auch auf die Vorwürfe eingehen, nach denen frühe Anzeichen für ideologische und psychische Auffälligkeiten von Hasan ohne Folgen blieben. „Wir müssen hart mit uns ins Gericht gehen und uns selbst fragen, ob wir etwas hätten tun können, um das zu verhindern.“ Fest stehe auf jeden Fall, so das FBI, dass der Täter keine Komplizen gehabt hat oder Teil einer größeren terroristischen Verschwörung gewesen ist. mh
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