Amerikas neuer Stil
Das Outfit von Michelle Obama spiegelt Ziele ihres Mannes wider, sagen Mode-Experten
Mit dem ersten Foto von der Inauguration brach der Wirbel los: Was trägt Michelle? Welchen Designer? Und: Finden wir das gut? Es mag oberflächlich erscheinen, aber der Kleider-Check der First Lady hat in den USA Tradition.
Viele sehen das Outfit am Tag des Eides als Vorboten. Das First Outfit symbolisiert den Führungsstil, kurzum: den Charakter des neues Präsidentenpaares. Auch Michelle Obama weiß um die Symbolik und hat den Look ihrer Familie genau geplant. Designer finden: Ihre Gaderobe spiegelt zentrale Punkte von Barack Obamas Antrittsrede wider. Die AZ analysiert die Rede – aus modischer Perspektive:
„Die Lage ist ernst. Lasst uns voller Hoffnung und Tugend den eisigen Strömungen trotzen.“
Allein die goldgelbe Farbe von Michelles Kleid versprüht Hoffnung und Optimismus. „Es trägt die Sonne in sich“, sagt Designerin Isabel Toledo, die das Kleid nebst Mantel sowie Barack Obamas Smoking mit weißer Fliege entworfen hat. Während die meisten Gäste sich im krisengebeutelten Einheitsbrei in grau-blau-schwarzen Mänteln gewandeten, stach die First Lady hervor. „Sie ist keine Gattin, die sich als reine Begleiterin sieht“, sagt die Münchner Designerin Lola Paltinger.
Auch am Abend stand Michelle im Mittelpunkt, in einer weißen Robe von Jason Wu. Mit Seide, Chiffon, Organza, Swarovski-Steinen und Silberstickerei war es das perfekte Kleid für eine strahlende Zukunft, urteilen Experten.
„Mit dem heutigen Tag stehen wir wieder auf. Wir (...) machen uns daran, Amerika aufs Neue zu erbauen.“
Aufbruch, neue Idee, Kreativität, Innovationen – das alles liegt Michelle Obama am Herzen. Sie setzt auf eine junge Designer-Riege. Statt großer Namen – wie Oscar de la Renta, Calvin Klein, Tom Ford, Zac Posen, Ralph Lauren – bevorzugt sie die Kollektionen von weitgehend unbekannten Designern: Isabel Toledo, Maria Pinto, Jason Wu, Narciso Rodriguez. Und macht deren Labels jetzt international bekannt.
„Wir sind die Summe aller Sprachen und Kulturen.“
Die Mischung macht es auch in der Mode: Michelle kombiniert Designerstücke mit Kaufhaus-Chic: Jimmy Choo-Schuhe (rund 500 Euro) zu Handschuhen von J. Crew (etwa 70 Euro): Auch mischt sie ethnische Stile. Kein Wunder: Ihre Designer haben internationale Wurzeln. Toledo und Rodriguez stammen aus Kuba, Wu aus Taiwan, Pinto aus Chicago.
„Die Werte, von denen unser Erfolg abhängt, (...) sind alt.“
Michelle weiß um die Macht tradierter Vorbilder, allen voran Jackie Kennedy. Obamas Abendkleid ist eine Hommage an Jackies Kleid von 1961 – und eine an Nancy Reagan. Sie trug 1981 ein Kleid mit einem einzelnen Träger. Barack Obama zeigte sich passend zu Michelle im Smoking mit weißer Fliege à la JFK.
Zugleich besinnt sich Michelle auf ihre eigenen Wurzeln und jagt keinem Trend hinterher, unterwirft sich keinem Modediktat. Paltinger: „Ihr Stil lebt durch die eigene Note. Sie orientiert sich nicht an der ,Upper Class’.“
„Wir sind immer ein Volk derer gewesen, die Risiken eingehen.“
Michelle wirkt nie abgehoben, sondern bürgernah, eine Frau, die selbst arbeiten kann. So ist sie auch eine rationale Shopperin: Statt sich an den Töchtern zu verkünsteln, tragen Malia und Sasha J. Crew- Mäntel (circa 150 Euro). Michelle probiert aber auch gerne aus. Dass dabei mal etwas schief gehen kann – wie das Lava-Kleid am Wahlabend – kein Problem. Paltinger: „Sie will nicht immer gefallen.“
Anne Kathrin Koophamel
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